Der UNO-Sicherheitsrat in New York hatte die Hisbollah am Vorabend gerügt. Israel hat sich nach den Worten von Außenminister Silvan Shalom ein weiteres militärisches Vorgehen gegen die Miliz vorbehalten. Die "derzeitige Situation im Libanon kann so nicht weitergehen", sagte Shalom am Mittwoch im israelischen Rundfunk. Er warf der libanesischen Regierung vor, sich nicht gegen die Hisbollah durchsetzen zu können. Israel hatte sich im Mai 2000 nach 22-jähriger Okkupation aus dem Südlibanon zurückgezogen. Der Libanon beansprucht auch das Shebaa-Gebiet, das weiter von Israel besetzt ist, weil es nach israelischer Auffassung ursprünglich zu Syrien gehörte und deshalb erst nach einem Friedensvertrag mit Damaskus geräumt werden soll. Syrien anerkennt allerdings die libanesischen Territorialansprüche.
Der libanesische Ministerpräsident Siniora erklärte am Donnerstag, die fortwährende Shebaa-Okkupation sei die Ursache der jüngsten Eskalation, für die ausschließlich Israel die Verantwortung trage.
Der Konflikt mit Israel hat die Regierung in Beirut offenbar wieder zusammengeschweißt. Die jüngsten heftigen Attacken des syrischen Staatschefs Bashar Assad gegen die libanesische Führung hatten zu einer Spaltung des Kabinetts Siniora geführt. In einer Rede hatte Assad den libanesischen Regierungschef als "Sklaven seiner Meister" bezeichnet, womit er auf westliche Mächte anspielte. Alle schiitischen Minister, unter ihnen Außenminister Faouzi Salloukh, hatten sich geweigert, den Protestbeschluss des Ministerrats mitzutragen. Zugleich stellten sie klar, dass sie nicht daran dächten, von ihren Ämtern zurückzutreten.