Die Deutsche Telekom will ihr geplantes Glasfasernetz für den superschnellen Internet-Zugang für Wettbewerber öffnen.

"Erst einmal haben für uns der Aufbau des Netzes und die Entwicklung attraktiver Dienste absolute Priorität", sagte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Capital". "Vielleicht beruhigt es sie aber, wenn ich ihnen versichere, dass wir mit anderen Marktteilnehmern zu gegebenem Zeitpunkt über die Nutzung unserer Netze sprechen werden. Wir haben durchaus ein Interesse, auch anderen die vielen Möglichkeiten der neuen Infrastruktur anzubieten", ergänzte Ricke.

Die Telekom will bis 2007 das Kupferkabelnetz in den 50 größten deutschen Städten mit Glasfaser aufrüsten. Das neue VDSL-Netz soll Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde aufweisen.

Der Aufbau des Glasfasernetzes ist Teil der Triple-Play-Strategie der Telekom, die das klassische Telefonieren mit Internetzugang und neuen Inhalten wie Fernsehen kombinieren soll. Auf die Frage, welchen Nutzen sich die Telekom davon verspreche, die Infrastruktur auch Dritten anzubieten, sagte Ricke: "Wir wollen, dass die neuen Angebote populär werden, und das geschieht am ehesten mit einer breiten Distribution, wie sie im Mobilfunk bereits erfolgte."

Der Konzern will rund 3 Mrd. Euro in den Aufbau des Glasfasernetzes investieren, knüpft dies allerdings an die Bedingung, dass es zumindest eine Zeit lang von der Regulierung ausgenommen wird, damit sich die Investitionen in die Infrastruktur auch rechnen. "Wir sperren uns nicht gegen Dritte, wohl aber dagegen, dass Preise und Distribution von außen festgelegt werden", sagte Ricke. Bis Mitte 2006 schließt die Telekom zunächst zehn Städte an das Netz an. "Letztlich bestimmen natürlich die Kundennachfrage sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen die Ausweitung auf 50 Städte und darüber hinaus."

Die neue Bundesregierung will gesetzlich verankern, dass das neue Netz zumindest für eine gewisse Zeit nicht reguliert wird. Das wird jedoch von der Europäischen Kommission kritisch gesehen. Die Bundesnetzagentur hat das geplante Glasfasernetz in ihrer aktuellen Analyse zum Breitbandmarkt ausgeklammert. Die Behörde will erst die Marktentwicklung abwarten, bevor sie Aussagen über die Regulierungsbedürftigkeit des neuen Netzes trifft.

Befürchtungen von Konkurrenten, dass mit dem neuen superschnellen Datennetz in kürzester Zeit ein neues Monopol der Telekom entsteht, hält der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, für unbegründet. "Dass die Telekom hier in einem Jahr ein uneinholbares Monopol schaffen wird, das würde ich in das Reich der Märchenwelt verbannen", sagte Kurth am Dienstag.(APA/Reuters)