Konsequente Ahndung
"Wenn familiäre Gewalt nicht länger Privatsache sein soll, bedeutet das, dass wir klar Stellung beziehen müssen: Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt", erklärte Annemarie Reiss, Geschäftsführerin der Interventionsstelle Oberwart. Täter müssten erfahren, dass Regelverstöße konsequent geahndet werden. Für Gewalt dürfe es keine Toleranz geben. 2004 gab es laut Reiss im Burgenland 83 Fälle von Wegweisungen und Betretungsverbot. Die Tendenz sei "steigend, denn Mitte November 2005 waren es schon 84 und in diesem Jahr werden wir wahrscheinlich die 100 erreichen."
Abhängigkeiten
Die Psychologin Karin Behringer-Pfann von der Frauenberatungsstelle Neusiedl reagierte auf die Frage "Warum Frauen oft bei einem Mann bleiben, der gewalttätig ist": "Meist gibt es eine extreme finanzielle Abhängigkeit. Eine Trennung würde Frauen in existenzielle Nöte bringen." Der stärkste Bindungsfaktor sei aber Angst. "Drohungen gegen sie oder die Kinder verfehlen nicht ihre Wirkung", so Behringer-Pfann. Ebenfalls ein Thema sei die Hoffnung, dass sich der gewalttätige Partner noch ändert.
Soziale Isolierung
Am Beginn vieler "Gewaltbeziehungen" stehe laut Psychologin eine soziale Isolation von Familie und FreundInnen, weil beispielsweise der Partner den Kontakt nicht gut heißt. Öffentliche Einrichtungen wie die Beratungsstellen kommen gerade jenen entgegen. 2004 bearbeiteten sie im Burgenland 368 Fälle von Gewalt in Familien - die Dunkelziffer derjenigen, die sich aus Scham und Angst mit ihren Problemen nicht in die Öffentlichkeit wagen, sei jedoch um einiges höher", so Behringer-Pfann.
Anti-Stalking-Gesetz hat Grenzen