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Abhängigkeiten bringen Frauen dazu, beim gewalttätigen Partner zu bleiben.
Foto: APA/HANS KLAUS TECHT
Eisenstadt - Den burgenländischen Beitrag zur internationalen Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" stellte am Mittwoch die burgenländische Landesrätin Verena Dunst (S) in Eisenstadt vor.

Konsequente Ahndung

"Wenn familiäre Gewalt nicht länger Privatsache sein soll, bedeutet das, dass wir klar Stellung beziehen müssen: Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt", erklärte Annemarie Reiss, Geschäftsführerin der Interventionsstelle Oberwart. Täter müssten erfahren, dass Regelverstöße konsequent geahndet werden. Für Gewalt dürfe es keine Toleranz geben. 2004 gab es laut Reiss im Burgenland 83 Fälle von Wegweisungen und Betretungsverbot. Die Tendenz sei "steigend, denn Mitte November 2005 waren es schon 84 und in diesem Jahr werden wir wahrscheinlich die 100 erreichen."

Abhängigkeiten

Die Psychologin Karin Behringer-Pfann von der Frauenberatungsstelle Neusiedl reagierte auf die Frage "Warum Frauen oft bei einem Mann bleiben, der gewalttätig ist": "Meist gibt es eine extreme finanzielle Abhängigkeit. Eine Trennung würde Frauen in existenzielle Nöte bringen." Der stärkste Bindungsfaktor sei aber Angst. "Drohungen gegen sie oder die Kinder verfehlen nicht ihre Wirkung", so Behringer-Pfann. Ebenfalls ein Thema sei die Hoffnung, dass sich der gewalttätige Partner noch ändert.

Soziale Isolierung

Am Beginn vieler "Gewaltbeziehungen" stehe laut Psychologin eine soziale Isolation von Familie und FreundInnen, weil beispielsweise der Partner den Kontakt nicht gut heißt. Öffentliche Einrichtungen wie die Beratungsstellen kommen gerade jenen entgegen. 2004 bearbeiteten sie im Burgenland 368 Fälle von Gewalt in Familien - die Dunkelziffer derjenigen, die sich aus Scham und Angst mit ihren Problemen nicht in die Öffentlichkeit wagen, sei jedoch um einiges höher", so Behringer-Pfann.

Anti-Stalking-Gesetz hat Grenzen

Dunst stellte fest, dass in Österreich jede fünfte Frau von Gewalt durch einen nahen männlichen Angehörigen betroffen ist. Das vorliegende Anti-Stalking-Gesetz hält sie für einen Erfolg der Frauenpolitik, es "geht mir aber nicht weit genug". Sie forderte deshalb eine Verankerung des Gesetzes im Sicherheitspolizeigesetz, wodurch Sicherheitsbehörden ermächtigt werden, sofort ein Kontaktverbot auszusprechen. Von den nächsten 16 Tagen erhofft sich die Landesrätin, mit der Kampagne möglichst viele Menschen ansprechen zu können, damit diese "nicht wegschauen, wenn Frauen und Kindern Gewalt angetan wird." (APA)