Wagner als Stronachs Einstandsgeschenk.

Wien - Man kann ganz oben sein und dennoch hoch hinauswollen. Am 22. April 1998 befindet sich Frank Stronach, dessen Autozulieferfirma Magna International einen Monat zuvor Steyr-Daimler-Puch übernommen hatte, auf dem Rückflug von einer Geschäftsreise nach Russland, da regt sich in ihm der Wunsch, im und mit dem österreichischen Fußball etwas zu bewegen. Stronachs Wunsch kommt nicht von ungefähr, er wird auch geweckt, schließlich sitzt Rudolf Streicher, der Präsident der Wiener Austria, neben Stronach im Flugzeug. Von der Landung und von Wien-Schwechat ist's nicht weit in den Prater und ins Happel-Stadion, in dem Stronach die zweite Hälfte des Länderspiels gegen die USA und also ein 0:3 miterlebt.

Andere hätten nach dieser Schlappe oder auch den ersten Stadionbesuchen bei der Austria in Favoriten ihre Wünsche unterdrückt, anders Stronach, dessen Ehrgeiz geweckt wird. In seiner August-Ausgabe berichtet der Trend von Stronachs Plan, bei der Austria als Hauptsponsor einzusteigen und das Präsidentenamt von Streicher, dessen Periode noch zwei Jahre laufen sollte, zu übernehmen.

Am 1. August lädt der Magna-Chef, der im Juni den Kärntner Landeshauptmannstellvertreter Karl-Heinz Grasser verpflichtet hat, zur Pressekonferenz, um die Verpflichtung Michael Wagners bekannt zu geben. Stronach überreicht fotogerecht einen überdimensionalen Scheck über zehn Millionen Schilling, mit diesem Geld wird Wagner (von Rapid) zurückgeholt und für vier Jahre verpflichtet. Stronach: "Wenn die Struktur stimmt, will ich sehr viel investieren und in einigen Jahren den Europacup holen." Wagner: "Das imponiert mir sehr. Warum soll der Austria nicht gelingen, was in Österreich noch nie gelungen ist?"

Stronachs Interesse am Fußball mag in seiner steirischen Jugend verwurzelt sein, damals kickte er für und in Weiz, wo er 1932 zur Welt gekommen war. Mitstreiter erinnern sich noch an seinen Einsatzwillen und seine Kampfkraft.

Die Jugend, betont Stronach bei jeder Gelegenheit, ist ihm ein besonders Anliegen, beim Betonen bleibt es nicht. Von Anfang an hat er das Modell einer Sportschule im Kopf, schon der erste Plan sieht vor, dass 20 Jugendliche pro Jahrgang dort sportlich und schulisch auf das Leben vorbereitet werden sollen.

Bald ist klar, dass Stronachs Vorstellungen weit über ein Engagement bei der Austria hinausgehen. Noch Ende August 1998 kursieren im Sportventil (damals im ORF-Teletext, heute im Internet) Gerüchte über einen möglichen Einstieg bei Rapid, dann kommt heraus, dass sich Stronach vom Grazer Anwalt Christian Flick beraten lässt. Flick bestätigt dies gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) und sieht jedenfalls keine Unvereinbarkeit, obwohl er auch diverse Spitzenspieler diverser Vereine vertritt. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe 23. November 2005)


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