Wien – Die Passanten auf der Mariahilfer Straße wussten vergangen Freitag nicht genau, was von dieser Pressekonferenz vor dem ehemaligen Virgin Megastore (derStandard.at berichtete) zu halten war. Eine seriös aussehende Runde mit Teilnehmern u.a. von der Allianz für die österreichische Musikindustrie und dem ZKM klärten über ihre neueste, an die deutsche Antiraubkopier-Initiative "Hart aber gerecht" angelehnte Kampagne gegen Raubkopier-Delikte auf.

Foto: zukunft kopyright mafia

"Meinen die das Ernst?" stand in den Gesichtern vieler ratloser Fußgänger geschrieben.

Aber hinter der ernsthaft klingen Abkürzung ZKM verbirgt sich nicht die deutsche "Zukunft Kino Marketing GmbH", die sich unbarmherzig an die Fersen der "Verbrecher" heftet, sondern das Konsortium "Zukunft Kopyright Mafia". Mit diesem Wissen ist die Aktion vom 18. November schon leichter einzuordnen. Trotz kuriosem Namen sind diese Mafiosi, aber keine Spaßfraktion. Dafür ist ihnen das Thema "Copyright" viel zu ernst und die Maßnahmen der internationalen Musik- und Filmwirtschaft gegen Copyright-Delikte gar nicht mehr lustig.

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Die deutsche Kampagne "Sie kriegen dich" beispielsweise stigmatisiert die Raubkopierer zu Verbrechern und ruft zur Denunziation auf. Um Absurdität und vor allem die Härte in der Verfolgung der Straftaten zu verdeutlichen legt das Konsortium "Zukunft Kopyright Mafia" noch ein bisschen Schärfe nach.

Foto: zukunft kopyright mafia

"Raubkopierer sind Verbrecher"

"Kopyright Delikte verursachen allein in Österreich einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden, der seinerseits zigtausende Arbeitsplätze gefährdet", erklärte ein Herr in Anzug und Krawatte, den ein Schild als "Knut Blaschke, Sprecher von ZKM" auswies, mit bitterernster Miene. "Der Bagatellisierung von Diebstahl muss ein Riegel vorgeschoben werden, denn Raubkopierer sind Verbrecher und nichts anderes."

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Anhand einiger Delinquenten wurde auch eine neue und härtere Gangart gegenüber Raubkopierern veranschaulicht,die künftig an den öffentlichen Pranger gestellt werden sollen. Künftig solle "Zero-Tolerance" gegenüber Delikten wie dem Download von 9 Benjamin-Blümchen-Stücken oder dem Weiterverschenken von Klingeltönen an die beste Freundin gelten.

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Einer Dame, die sich als Elisabeth Kellermann von der Austrian Film Alliance ausgibt, ist das noch nicht genug: "Leibesvisitationen in den österreichischen Kinos," fordert sie, "denn die Kopyright-Verbrecher schrecken auch in diesem Land vor keinem Versteck mehr zurück, um ihre Kameras und videotauglichen Mobiltelefone in die Kinos zu schmuggeln."

Was bei dieser politischen Kunst-Aktion sehr hart und übertrieben klingen soll, ähnelt täuschend dem Umgangsformen der Wirtschaft. Das verdeutlicht wohl ...

Foto: zukunft kopyright mafia

...folgendes Zitat: "Viele Raubkopierer kennen Gefängnisse nur aus Filmen. Wir zeigen Ihnen jetzt die Originaldrehorte." Diese Drohung stammt von Jan Oesterlin, dem Unternehmenssprecher der CineStar-UFA-Gruppe.

In einer am Montag von der Kopyright-Mafia ausgeschickten Presseerklärung heißt es abschließend, "die Pressekonferenz hat damit die Notwendigkeit neuer Ansätze und Strategien zur Kriminalisierung der Massen eindringlich klar gemacht". Und wer das ZKM respektive das Konsortium "Zukunft Kopyright Mafia" kennt, wird zu entschlüsseln wissen, wie das gemeint ist. (kafe)

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