Wien - Die am Montag angekündigte Bestellung von Ewald Nowotny zum neuen Generaldirektor der Bawag hat eine Reihe von Reaktionen hervorgerufen. Während es in Fachkreisen überwiegend positive Rückmeldungen gab, kam vor allem von politischer Seite durchaus auch Kritik an dieser Bestellung. Sehr zurückhaltend äußerte sich Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, der sich generell nicht "in personelle Angelegenheiten eines unserer Mitgliedsunternehmen einmischen" will.

Hohe Wertschätzung bei OeNB-Gouverneur

Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) Klaus Liebscher bekundete Nowotny heute seine "hohe Wertschätzung". Die Bestellung sei in Summe "eine sehr gute Lösung". Er kenne Nowotny seit vielen Jahren sehr gut, man sei sich auch persönlich sympathisch. Seiner Einschätzung nach erfülle Nowotny das Anforderungsprofil. In der mancherorts kritisierten fehlenden operativen Erfahrung Nowotnys sieht er kein Manko: Als EIB-Vizepräsident habe "der ausgewiesene volkswirtschaftliche Lehrer" durchaus einschlägige Erfahrung sammeln können.

Er bedauere es, dass aus politischem Kalkül versucht werde, die Refco-BAWAG-Kreditaffäre öffentlich stark zu diskutieren, fügte Liebscher an: "Das ist der Reputation des an sich sehr ordentlichen österreichischen Finanzmarktes nicht dienlich", so Liebscher im Klub der Wirtschaftspublizisten. Kein Gläubiger und kein Sparer habe aber einen Grund zur Besorgnis, da für die Solvenz der BAWAG keine Gefahr bestünde, betonte Liebscher.

Größere Verluste könnten bei jeder Bank anfallen, das liege in der Natur der Geschäfte. Dass man versuchen müsse, potenzielle Verluste intern so weit wie möglich abzusichern und dies auch monieren müsse, sei aber auch klar. "Wenn es Betrugsfälle sind, und da beziehe ich mich auf Meldungen von außen, dann sieht die Welt immer ein bisschen anders aus", sagte Liebscher.

Der angekündigte Rücktritt von Bawag-Generaldirektor Johann Zwettler verdiene Respekt und habe seine höchste Wertschätzung. "Persönlich tut es mir leid", sagte Liebscher. Er sei auch etwas traurig darüber, da er Zwettler sehr schätze und ihn für einen hundertprozentig integren Menschen halte.

Zukunftsweisendes Signal

Lob für Nowotny gab es auch von der staatlichen Förderbank austria wirtschaftsservice (aws). "Mit Nowotny hat der Eigentümer der BAWAG-P.S.K. einen hervorragenden Experten und Kenner der österreichischen und internationalen Finanz- und Bankenszene bestellt", meinte aws-Chef Peter Takacs. Die rasche Entscheidung für den international anerkannten Wissenschafter und Vizerektor der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) sei "ein zukunftsweisendes Signal". Zwischen beiden Instituten gibt es außer der Zusammenarbeit im Förderbereich auch personelle Verbindungen: Seit Mai 2004 ist BAWAG-Manager Stephan Koren Aufsichtratschef der aws.

Skepsis bei FPÖ und BZÖ

Skepsis kam von den Parteien FPÖ und dem BZÖ. BZÖ-Sprecher Uwe Scheuch sieht "nach dem überfälligen Rücktritt von BAWAG-Chef Johann Zwettler" mit Ewald Nowotny neuerlich "einen eingefleischten roten Parteisoldaten" auf dem BAWAG-Chefposten. Damit gehe die SPÖ-Parteipolitik in der Gewerkschaftsbank "auch nach dem Refco-Kreditdebakel munter weiter". Der künftige BAWAG-Boss solle sich klar vom "Kreditskandal" distanzieren und die "dubiose Kreditvergabe an den Pleite gegangenen US-Konzern Refco penibel aufklären", so die Forderung. Die 14 Aufsichtsräte - davon 12 ranghohe Gewerkschafter - hätten ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt. Für Nowotny sei zu hoffen, dass sich "die ÖGB-Bonzen aus dem BAWAG-Geschäft jetzt heraushalten. Diese haben, wie auch der Jahresverlust des ÖGB von 43,3 Millionen Euro zeigt, vom Wirtschaften keine Ahnung", so der Bündnissprecher.

"Ein Austausch von Gesichtern

Für FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl ist die Bestellung Nowotnys "ein Austausch von Gesichtern, mehr nicht". Es handle sich um eine "typische 'Problemlösung' Marke SPÖ". Ein Rücktritt mache die Affäre nicht ungeschehen und sehe "eher nach Flucht aus der Verantwortung aus". Von der "vielgepriesenen und gutdotierten Verantwortung der Manager" bleibe "die Überwälzung der Kosten auf die kleinen Sparer und Gewerkschaftsmitglieder." Vom neuen BAWAG-Chef erwartet Kickl nicht viel: Nowotny habe als SPÖ-Finanzsprecher "vor allem als Pflichtverteidiger der roten Belastungspolitik geglänzt". Die Refco-Affäre werde nicht das letzte Desaster der Gewerkschaftsbank gewesen sein.