Oberste Priorität habe jetzt die Wiederherstellung bzw. Erhaltung des Vertrauens von Kunden und Anlegern und "der Dialog mit den Mitarbeitern, die sich sehr bewährt" hätten, erklärte Nowotny. Er tritt auch für eine kritische Überprüfung und Weiterentwicklung von Kontrollstrukturen ein, hier werde man mit der Finanzmarktaufsicht FMA zusammenarbeiten.
Grundsätzlich sei die Bawag eine "starke, gut positionierte Bank mit erheblichen zukünftigem Potenzial", unterstrich Nowotny.
Nowotny genießt auch über Parteigrenzen hinweg Anerkennung und Vertrauen in der heimischen Finanzwirtschaft. Angesichts seiner fehlenden Erfahrung im operativen Bankgeschäft kam seine jetzige Bestellung dennoch für manche überraschend.
Strategische Aspekte einbringen
Auf der heutigen Pressekonferenz bemühte sich der künftige Bawag-Chef, diese Bedenken zu zerstreuen: "In meiner Funktion bei der EIB (Europäische Investitionsbank) habe ich Erfahrung bei der Vergabe von Krediten an Österreich und die Länder Mittel- und Osteuropas gesammelt". Außer seiner internationalen Erfahrung werde er auch neue "strategische Aspekte" in die Bank einbringen. Zudem stehe er "für Korrektheit - nicht nur bei der Kleiderordnung", spielte der ausgewiesene Finanzwissenschafter auf seine - in den Bawag-Farben rotweiß karierte - Krawatte an.
Bawag-Aufsichtsrats-Präsident und ÖGB-Finanzchef Günter Weninger bekräftigte heute erneut die Auffassung des Kontrollgremiums, dass personelle Konsequenzen des Vorstands nach dem Refco-Kreditdebakel nicht nur "nicht notwendig" gewesen wären, sondern sogar "überzogen und inadäquat". Das gelte auch für Zwettlers am Donnerstag erklärten "völlig überraschenden Rücktritt" per Jahresende 2005. "Der Aufsichtsrat hätte einen angebotenen Rücktritt nicht angenommen", so Weninger. Zwettlers unwiderruflichen Rücktritt am Ende einer Pressekonferenz am Donnerstag habe man aber zur Kenntnis nehmen müssen.