Auch das Caritas "Shelter" im Kosovo bietet in Kooperation mit der OEZA Frauen und deren Kindern Hilfe und Betreuung.
Caritas Austria
Lage in den Partnerländern der OEZA-Ost.
OEZA
Schätzungen zufolge, werden jährlich bis zu 500.000 Menschen in Südosteuropa über Staatsgrenzen "hinweg gehandelt". Viele davon sind Frauen, die sich am Ende ihrer Reise illegal und ohne Papiere, ihren ArbeitgeberInnen rechtlos ausgeliefert, als Tänzerin oder Prostituierte wiederfinden. Ingrid Sager, Referatsleiterin der Ostzusammenarbeit im österreichischen Außenministerium: "In der Tat kann ich nicht beurteilen, wie viele Frauen zur Migration gezwungen werden. Ich denke, dass sich der Großteil gewisser Risiken bewusst ist, jedoch Hoffnung hat, davon nicht betroffen zu sein. Einen Strohhalm, vielleicht schaff ich's ja."

Die Umbrüche im ehemaligen so genannten "Ostblock" haben einen Transformationsprozess mit hohen wirtschaftlichen und sozialen Kosten eingeleitet. In den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens kamen die Folgen jahrelanger kriegerischer Auseinandersetzungen dazu. Zurückgeblieben ist eine Perspektivenlosigkeit, die nach Einschätzung von Sager eine der Hauptursachen für den grassierenden Frauenhandel ist. Wer keine Zukunft in seiner Heimat mehr sieht, muss fort, koste es was es wolle. Emigration und damit verbunden der massive Verlust von Kompetenzen, der so genannte "Brain Drain", entziehe den Ländern aber die Substanz für eine erfolgreiche Zukunft.

Menschen wieder Perspektiven geben

Deshalb sieht es die OEZA auch als eine ihrer Hauptaufgaben, die wirtschaftliche Entwicklung der Region wieder in Gang zu bringen. Und das soll anhand zweier wichtiger Stoßrichtungen geschehen: "Um den Menschen wieder Perspektiven zu geben, muss die Bildung, die in allen Bereichen veraltet ist, demokratisiert und europäisiert werden. Und es müssen Perspektiven am Arbeitsmarkt geschaffen werden. Bildung und Beschäftigung, das sind die wichtigen Punkte. Die Jugend muss in ihrem Land Chancen finden, denn nur die junge Generation hat genügend Kraft und Dynamik für einen Aufschwung."

Deshalb werden von der OEZA auch etliche Projekte finanziert, die im Bereich der lokalen Wirtschaftsförderung angesiedelt sind. So werden zum Beispiel in der albanischen Bergregion Kelmend alternative Möglichkeiten in der landwirtschaftlichen Produktion und im Tourismus entwickelt. Oder Jugendliche der Volksgruppe der Ashkali bauen Häuser im Kosovo und erfahren dabei gleich eine handwerkliche Ausbildung.

Ungleichheiten beseitigen

Und da die südosteuropäische Region Abgabe-, Transit- und Aufnahmeregion des Frauenhandels ist, finden sich auch dezentrale Projekte und Einrichtungen zu diesem Thema dort vor Ort. So wird an einen ZeugInnenschutzprogramm für die Republik Moldau gearbeitet und ein spezielles Training für JustizbeamtInnen entwickelt.

Einzelne Initiativen befassen sich auch mit der speziellen Situation von Frauen in Südosteuropa: In Albanien zum Beispiel wird versucht, den Anteil der Parlamentarierinnen und damit verbunden auch den Anteil weiblicher Mitsprache zu heben. Ein Vorzeigeprojekt ist das Shelter-Projekt in Belgrad, das Anfang 2002 gestartet wurde. In einem Außenbezirk von Belgrad finden Frauen, die über kriminelle Netzwerke nach Serbien und Montenegro gebracht und dort zur Prostitution gezwungen wurden, Schutz nach dem Aufgreifen durch die Polizei. Hier erhalten sie auch eine psychologische Beratung und Ersttherapie, sowie eine medizinische Untersuchung, bevor sie für die Rückführung in ihr Herkunftsland vorbereitet werden.

Zivilgesellschaftliche zarte Pflänzchen

Auf lokale NGOs in Südosteuropa als KooperationspartnerInnen zurückgreifen zu können, betrachtet Sager als überaus wertvoll. "Diese Entwicklung ist noch sehr jung, eine zarte Blüte, die gefördert werden muss. Da hat sich in den letzten zehn Jahren sehr viel entwickelt, das kann ich vor allem für Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro oder Albanien sagen."

(e_mu)