Die Umbrüche im ehemaligen so genannten "Ostblock" haben einen Transformationsprozess mit hohen wirtschaftlichen und sozialen Kosten eingeleitet. In den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens kamen die Folgen jahrelanger kriegerischer Auseinandersetzungen dazu. Zurückgeblieben ist eine Perspektivenlosigkeit, die nach Einschätzung von Sager eine der Hauptursachen für den grassierenden Frauenhandel ist. Wer keine Zukunft in seiner Heimat mehr sieht, muss fort, koste es was es wolle. Emigration und damit verbunden der massive Verlust von Kompetenzen, der so genannte "Brain Drain", entziehe den Ländern aber die Substanz für eine erfolgreiche Zukunft.
Menschen wieder Perspektiven geben
Deshalb sieht es die OEZA auch als eine ihrer Hauptaufgaben, die wirtschaftliche Entwicklung der Region wieder in Gang zu bringen. Und das soll anhand zweier wichtiger Stoßrichtungen geschehen: "Um den Menschen wieder Perspektiven zu geben, muss die Bildung, die in allen Bereichen veraltet ist, demokratisiert und europäisiert werden. Und es müssen Perspektiven am Arbeitsmarkt geschaffen werden. Bildung und Beschäftigung, das sind die wichtigen Punkte. Die Jugend muss in ihrem Land Chancen finden, denn nur die junge Generation hat genügend Kraft und Dynamik für einen Aufschwung."
Deshalb werden von der OEZA auch etliche Projekte finanziert, die im Bereich der lokalen Wirtschaftsförderung angesiedelt sind. So werden zum Beispiel in der albanischen Bergregion Kelmend alternative Möglichkeiten in der landwirtschaftlichen Produktion und im Tourismus entwickelt. Oder Jugendliche der Volksgruppe der Ashkali bauen Häuser im Kosovo und erfahren dabei gleich eine handwerkliche Ausbildung.
Ungleichheiten beseitigen
Und da die südosteuropäische Region Abgabe-, Transit- und Aufnahmeregion des Frauenhandels ist, finden sich auch dezentrale Projekte und Einrichtungen zu diesem Thema dort vor Ort. So wird an einen ZeugInnenschutzprogramm für die Republik Moldau gearbeitet und ein spezielles Training für JustizbeamtInnen entwickelt.
Einzelne Initiativen befassen sich auch mit der speziellen Situation von Frauen in Südosteuropa: In Albanien zum Beispiel wird versucht, den Anteil der Parlamentarierinnen und damit verbunden auch den Anteil weiblicher Mitsprache zu heben. Ein Vorzeigeprojekt ist das Shelter-Projekt in Belgrad, das Anfang 2002 gestartet wurde. In einem Außenbezirk von Belgrad finden Frauen, die über kriminelle Netzwerke nach Serbien und Montenegro gebracht und dort zur Prostitution gezwungen wurden, Schutz nach dem Aufgreifen durch die Polizei. Hier erhalten sie auch eine psychologische Beratung und Ersttherapie, sowie eine medizinische Untersuchung, bevor sie für die Rückführung in ihr Herkunftsland vorbereitet werden.
Zivilgesellschaftliche zarte Pflänzchen
Auf lokale NGOs in Südosteuropa als KooperationspartnerInnen zurückgreifen zu können, betrachtet Sager als überaus wertvoll. "Diese Entwicklung ist noch sehr jung, eine zarte Blüte, die gefördert werden muss. Da hat sich in den letzten zehn Jahren sehr viel entwickelt, das kann ich vor allem für Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro oder Albanien sagen."