Mit der Methode der "Art Performance" sollen Mitarbeiter motiviert werden, aktiv Schritte zu setzen, um zu einem neuen, gemeinsamen Ganzen zu finden.

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Art Performance, sagt Günter Kerschbaummayr, Kooperationspartner von Albrecht Business Coaching, integriere als Methode Formen der Kunsttherapie in die Ansätze der Organisations- und Teamentwicklung. Die Idee zum neuen Konzept entstand nach intensiver Auseinandersetzung gemeinsam mit Kunsttherapeutin und Ehefrau Gabriele.

Die Kunsttherapie - in Österreich noch nicht zugelassen, in den USA bereits seit 1960 anerkannte Therapieform - erklärt Kerschbaummayr wie folgt: Die Kunst gebe die Ausrichtung auf Möglichkeiten, auf Zukünftiges. Die Therapie helfe im Einüben von Neuem. Der Kunsttherapeut begleite Menschen entsprechend im Prozess des Ausprobierendürfens. Gemeinsam mit den klassischen Instrumenten der Organisations- und Teamentwicklung, bei denen es im weitesten Sinn um ein neues Verständnis von Leistung - also Performance - gehe, werden neue Ressourcen und Alternativen sichtbar gemacht.

"Aus dem Management kommend, habe ich Turnaround- und Change-Prozesse miterlebt und weiß, wie es Mitarbeitern in diesen Phasen des Umbruchs gehen kann. Da treten ganz archaische Prinzipien wie Angst, Wut und Trauer zutage." Große Verunsicherung herrsche und auch die Angst vor dem Neuen.

"Analog entscheiden"

Über Art Performance soll Motivation für neue, von sich aus gesetzte Schritte entstehen, um im Team ein gemeinsames Ganzes neu entstehen zu lassen. Dazu werden in besonderen Workshops mit künstlerischen Medien ein Kunstwerk geschaffen. Das Ganze sei aber weitaus mehr als nur das Spielen mit Farben, so Kerschbaummayr. Das Kreativ-Nonverbale im Ausdruck oder im Entstehen des Kunstwerkes rege die rechte Gehirnhälfte an - sei demnach analog. "80 Prozent der Kommunikation und ein Großteil unserer Entscheidungen geschieht analog, also aus dem Bauch heraus", so der Experte. Gerade in komplexen Situationen sei die Kraft der Intuition besonders wichtig, plädiert Kerschbaummayr für das "Wieder-Salonfähig-Machen" einer der großen Kräfte in uns.

Während der Workshops und durch die künstlerischen Methoden werde jeder Teilnehmer darin unterstützt, besser auf andere und auf den sozialen Prozess einzugehen, schnell aufzufassen und auch neue Perspektiven einzunehmen. Sich Zeit zu nehmen und geduldig vorzugehen, könne dabei genauso eingeübt werden, wie das Sichvergegenwärtigen des Gesamtbildes, auch um zu sehen, wo man stehe, ob weitere Handlungsschritte notwendig seien.

Transfer in den Alltag

Bei analogen Interventionen bestehe - und dazu sei ausgebildete Wahrnehmung, Diagnosefähigkeit und beraterische Erfahrung notwendig - die Kunst darin, aus dem kreativen Schaffen eine Brücke zum organisatorischen Alltag zu schlagen, so der Experte. Bereits die Wahl des Mediums - von Ton bis szenischer Darstellung - beeinflusse den Prozess. Diese müssen - je nach Auftragslage - dem Prozessdesign und den Zielen entsprechend gewählt werden. Vielfältig seien die Einsatzmöglichkeiten im Rahmen von Organisations- und Teamentwicklung: Das Spektrum spanne sich von Teambildung über Produktentwicklung bis hin zur Post-Merger Integration, so Kerschbaummayr. Das Endergebnis - das Kunstwerk - werde im Unternehmen installiert, für alle sicht- und im Entstehungsprozess nachvollziehbar - als "Anker" im neuen Alltag. (Der Standard, Printausgabe 19./20.11.2005)