Die Finanzminister Frankreichs und Großbritanniens verlangten angesichts der massiven Energieverteuerung in diesem Jahr mehr Investitionen in die Produktion und die Verarbeitung von Erdöl. Öl-Konsumenten und Öl-Produzenten sehen verschiedene Ursachen für die Preissprünge am Ölmarkt, die im August zu einem Allzeit-Hoch von 70,85 Dollar (60,66 Euro) je Barrel geführt haben.
Transparenz
Die Produzenten bräuchten "einen Fahrplan für den Bedarf der Verbraucherländer", sagte Naimi. "Als Produzenten wollen wir keine Kapazitäten aufbauen, die nicht von der Nachfrage gedeckt werden." Damit spielte er den Ball zurück aufs Feld der Industriestaaten, die von den Öl-Produzenten eine Steigerung ihrer Förderung und eine größere Transparenz ihrer Aktivitäten verlangten. Eine Studie des US-Kongresses stellte vor kurzem fest, die Organisation Erdöl esportierender Länder (OPEC) halte ihre tatsächliche Produktion niedrig und treibe die Ölpreise in die Höhe. Saudi-Arabien ist das größte OPEC-Mitglied.
Zwar ist der Ölpreis von seinem Ende August erreichten Allzeit-Hoch von 70,85 Dollar wieder deutlich zurückgefallen, doch kostet Rohöl im Schnitt noch immer 36 Prozent mehr als vor einem Jahr. Am Freitag mussten in den USA für ein Barrel noch knapp 56,00 Dollar, in Europa etwas weniger als 55 Dollar bezahlt werden.
Schädlich
Der französische Finanzminister Thierry Breton kritisierte die derzeitigen Ölpreise als weiterhin zu hoch und schädlich für die Weltwirtschaft. "Wir müssen mehr in die Produktion investieren und wir müssen auch mehr in Raffinerien investieren", sagte er. Die OPEC-Länder machen unter anderem einen Engpass im Öl verarbeitenden Sektor für die Preissteigerungen verantwortlich und haben erklärt, die gesteigerte Produktionsmenge reiche für die aktuelle Nachfrage aus.
Besonders bei Saudiarabien sitzt jedoch der Schock tief, den der Verfall der Ölpreise in den achtziger und neunziger Jahren ausgelöst hat. Das Königreich fordert konkrete Angaben der Industrieländer, wie ihre Pläne für Energiesparmaßnahmen und die Nutzung alternativer Energiequellen die Nachfrage nach Öl beeinflussen werden.
OPEC-Präsident Scheich Ahmed al-Fahd al-Sabah bekräftigte am Samstag, dass das Kartell keine Absicht habe, seine derzeitige Öl-Fördermenge zu drosseln. Voraussetzung sei allerdings, dass ein Preissturz ausbleibe. "Wir sind bereit, den Markt zu versorgen, wann immer es Nachfrage nach Rohöl gibt." Wenn die Preise allerdings schnell nachgäben, dann werde etwas unternommen. Ein Preisziel nannte Scheich Ahmad aber nicht. "Bis jetzt haben wir kein Ziel, wir haben keine bestimmte Zahl."
Der britische Finanzminister Gordon Brown begrüßte das Vorhaben der Ölproduzenten und Verbraucherländer, mit einer Datenbank für mehr Transparenz im Ölgeschäft zu sorgen. Das werde langfristig gesehen eine größere Stabilität für den Öl- und den Energiesektor bringen und damit auch für die Weltwirtschaft. Auch Deutschland war bei der Konferenz vertreten.