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Innsbruck - Die US-Biochemikerin Cynthia Kenyon, eine der weltweit führenden Altersforscherinnen, erhält am Samstag den Ilse & Helmut Wachter-Preis der Medizinischen Universität Innsbruck. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung, die der frühere Ordinarius für medizinische Chemie in Innsbruck vor sechs Jahren gestiftet hatte, erreichte international spätestens im vergangenem Jahr einen beachtlichen Stellenwert in der Forschungsgemeinschaft: 2004 wurden die ersten Wachter-Preisträger von 1999, die Chemiker Avram Hersko und Aron Ciechanover, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Bewerbungen sind nicht möglich, die neunköpfige Jury der Medizin-Uni vergibt nach weltweiter Recherche.

Cynthia Kenyon, die an der Abteilung Biochemie der University of California in San Francisco forscht, gelangen bahnbrechende Gen-Expe- rimente beim Fadenwurm (Caernorhabditis elegans). Kenyon hat bei den bei Genforschern beliebten Labortieren ein einziges Gen, Daf-2, als einen der Hauptfaktoren für den Alterungsprozess ausgemacht. Durch das Ausschalten dieses Gens gelang es ihr, die Lebensdauer der Würmer, die im Schnitt 20 bis 30 Tage beträgt, auf bis zu sechs Monate, also um das Sechsfache zu verlängern. Das ist der derzeitige Rekord bei Tieren.

Das Daf-2-Gen regelt bei Fadenwürmern andere Gene, die zellschädigende Radikale bekämpfen und den Stoffwechsel koordinieren. Das Gen ist eng verwandt mit dem IGF-1-Rezeptor beim Menschen, einem Stoffwechsel-Regulator, der möglicherweise das Altern von menschlichen Zellen beeinflusst. Kenyon ist die Entdeckung gelungen, dass das Altern ein regulierter hormongesteuerter Prozess ist, keine passive Folge von Abnutzungserscheinungen. Sie habe der Forschung ein in den letzten zehn Jahren rasch expandierendes Forschungsgebiet erschlossen, meint die Innsbrucker Medizin-Uni.

Viel Risikokapital

Die Biochemikerin sucht mittlerweile nach Wirkstoffen für eine Anti-Alterungs-Pille. Sie hat dafür die Biotechfirma Elixir Pharmaceuticals in Cambridge bei Boston gegründet, mit 40 Mio. Dollar Risikokapital. "Ich will aber keine falschen Hoffnungen machen", sagte sie am Freitag in Innsbruck. Vor allem gehe es dabei um das Verzögern altersbedingter Krankheiten.

Neue, aber widersprüchliche, Erkenntnisse zu lebensverlängernden Genen gibt es auch durch Forschungen an der University of Washington, von Wissenschaftern um Matt Kaeberlein. Das Sir2-Gen verlängert das Leben von Hefen um etwa 40 Prozent, wenn es in großem Maß vorhanden ist. Es ist mit dem menschlichen Sirt1-Gen verwandt. Allerdings, so die neuesten Befunde, scheint ein fehlendes Sir2-Gen die Lebensdauer von Hefen noch mehr zu erhöhen. (Benedikt Sauer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20. 11. 2005)