Wien - Ein Kandidat-Impfstoff für eine neue Tuberkulose-Vakzine des dänischen Statens Serum Instituts (Kopenhagen) und der Wiener Intercell AG geht in die Phase-I der klinischen Prüfungen an Probanden. Die Vakzine soll im Gegensatz zum seit Jahrzehnten verwendeten BCG-Impfstoff nicht nur vor den schwersten Formen der TB, sondern vor der Infektion selbst schützen. Es handelt sich um eine Spalt-Vakzine aus Oberflächenantigenen der Mykobakterien, die durch das von Intercell entwickelte Adjuvans IC31 verstärkt wird, teilte das Wiener Biotech-Unternehmen am Freitag in einer Aussendung mit.

"Die Vakzine wird an rund 50 Probanden in verschiedenen Dosierungen auf Verträglichkeit und zur Dosisfindung erprobt. Die Teilnehmer erhalten bis zu drei Impfungen. Natürlich wird auch die Immunantwort bestimmt", sagte Intercell-Vorstandsvorsitzender Gerd Zettlmeissl am Freitag gegenüber der APA.

Erkrankungen

Weltweit sind rund zwei Milliarden Menschen mit Tuberkulose infiziert. Pro Jahr sterben an der Krankheit der Armen, der Migranten und der Bevölkerung in Kriegs- und Krisenregionen rund 2,3 Millionen Menschen. Die herkömmliche BCG-Vakzine, ein Lebendimpfstoff, wirkt nur sehr eingeschränkt. Bei Kindern wirkt sie nur zehn bis 15 Jahre. Für Erwachsene ist sie nicht geeignet. Sie verhütet auch nur die schwersten Formen der Tuberkulose. Enorm wichtig wäre ein Impfstoff, der von Anfang an und lang anhaltend eine Infektion mit Tuberkulose-Bakterien verhindert.

Das dänische Statens Serum Institut ist weltweit führend auf dem Gebiet der Vakzin-Entwicklung in Sachen Tuberkulose. Es ging eine Kooperation mit Intercell ein. Zettlmeissl: "In der Vakzine sind rekombinant (gentechnisch, Anm.) hergestellte Oberflächenantigene von Tuberkulose-Erregern enthalten." Hinzu kommt das Adjuvans von Intercell, das die Immunreaktion von Geimpften gegen die Antigene verstärken soll.

Wirksamkeit

Das Problem bei solchen Subunit-Impfstoffen als "Tot-Impfstoffe" liegt darin, dass sie im Vergleich zu Lebend-Impfstoffen mit abgeschwächten Erregern (z.B. BCG-Impfstoff) nur eine Antikörper-Reaktion, aber keine Produktion von zytotoxischen T-Zellen gegen infizierte Zellen hervorrufen. Deshalb wird bei dieser TB-Vakzine eben versucht, das prinzipielle Manko durch das Adjuvans zu überwinden. Zettlmeissl: "Für eine Schutzwirkung gegen Tuberkulose benötigt man eben eine Antikörper- und eine zelluläre Immunantwort, weil sich die Erreger ja in Zellen 'verstecken' können."

Ob die Vakzine wirklich einen schützenden Effekt hat, wird sich erst in weiteren Studien an mehr Probanden - voraussichtlich in Afrika - herausstellen, wenn Verträglichkeit und Immunogenität in der jetzt anlaufenden Phase-I-Untersuchung belegt sind. Damit könnte bei erfolgreicher Phase-I eventuell noch im nächsten Jahr begonnen werden. (APA)