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Foto: AP Photo/Courtesy of the Ira F. Brilliant Center for Beethoven Studies, San Jose State University via The San Jose Mercury News
San Francisco - Die in der Universität im kalifornischen San José aufbewahrten Schädelknochen stammen offenbar tatsächlich von Ludwig van Beethoven. DNA-Vergleiche der Knochen mit einer Haarsträhne des berühmten deutschen Komponisten hätten dies belegt, teilte das Beethoven-Studienzentrum an der Universität am Donnerstag mit.

Der Vergleich von Schädelknochen und Haarsträhne sollte die These belegen, dass Beethoven an Bleivergiftung litt und möglicherweise auch daran gestorben ist. Dies würde auch seine Verdauungsbeschwerden, seine frühe Taubheit und sein manchmal seltsames Benehmen erklären. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen im Dezember veröffentlicht werden.

"Reliquien" auf Reisen

Ähnlich wie Beethovens Haarsträhne haben auch seine Schädelknochen eine abenteuerliche Odyssee hinter sich: Der Wiener Arzt Romeo Seligmann erwarb sie 1863 nach der Exhumierung des 1827 verstorbenen Künstlers. Er behandelte sie wie ein Reliquie. Sie wurden von Generation zu Generation innerhalb der Familie weitervererbt, reisten in die USA, nach Hawaii, Frankreich und wieder zurück in die USA, wo sie ein Nachfahre des Wiener Arztes dem Zentrum vermachte.

William Meredith, der Leiter des Studienzentrums, zeigte sich ergriffen: "Für jemanden, der wie ich Beethovens Musik liebt und verehrt, ist es einfach eine gewaltige Erfahrung, tatsächlich vor ihnen zu stehen", sagte der Musikhistoriker.

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Ludwig van Beethoven (1770-1827) ist schon viele Tode gestorben: Einmal machten Experten ein Leberleiden und Wassersucht, an andermal eine chronische Darmkrankheit oder Syphilis für den qualvollen Tod des weltberühmten Komponisten verantwortlich. Nach Analysen einer Haarlocke, die Beethoven unmittelbar nach seinem Tod abgeschnitten worden war, glaubten sich Wissenschaftler im Jahr 2000 endgültig sicher: Beethoven starb an einer Bleivergiftung. Diese These belegen sollte der DNA-Vergleich der Strähne mit den in der Universität im kalifornischen San José aufbewahrten Schädelknochen des Komponisten, deren Echtheit nunmehr erwiesen ist.

Die kalifornischen Wissenschafter wollen noch weitere Untersuchungen an den Knochenstücken vornehmen. Eine öffentliche Ausstellung der ungewöhnlichen Fundstücke sei zunächst nicht geplant, teilte die Universität mit. "Dies sind menschliche Überreste. Er (Beethoven) zählte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten. Wir müssen das achten", erklärte Meredith. Auf der Webseite des Zentrums sind die Knochen aber abgebildet.

Gesundheitliche Probleme schon als Kind

Schon als Kind hatte der Sohn aus einer Musikerfamilie mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Mit vermutlich fünf Jahren erkrankte er an einer Mittelohrentzündung, die nie ausheilte. Eine Pockenerkrankung hinterließ Magen- und Darmprobleme. Mit 25 Jahren wurde er schwerhörig, mit Ende 40 praktisch taub.

Lange wurde gemunkelt und behauptet, die Geschlechtskrankheit Syphilis sei die Ursache für Beethovens Gehörverlust, wahrscheinlich sogar auch für seinen Tod gewesen. Im Jahr 1970 wiesen amerikanische Ohrenärzte dies zurück und nannten eine erbliche, langsam fortschreitende Mittelohrschwerhörigkeit (cochleare Otosklerose) die plausibelste Erklärung der Taubheit.

Vermutete Vergiftungsursachen

Die letzten Monate seines Lebens verbrachte Beethoven im Krankenbett, wo er schließlich mit 56 Jahren an Nieren- und Leberversagen starb. Dies ist nach jüngsten Expertenmeinungen auf eine Bleivergiftung zurückzuführen. Die Ursache der Vergiftung ist umstritten. Die einen machen Beethovens übermäßigen Konsum von billigem, mit Bleizucker gesüßten Weißwein verantwortlich. Die anderen führen sie auf einen überstarken Genuss bleiverseuchter Flussfische zurück.

Da Beethoven in seinem Testament um Aufklärung der Ursache für seine Taubheit gebeten hatte, wurden ihm in einer Obduktion Knochen eines Ohres entnommen. Nach der Bestattung auf dem Währinger Friedhof in Wien wurde sein Grab zwei Mal geöffnet. Im Oktober 1863 wurde sein Körper in einen Metallsarg umgebettet, um eine bessere Konservierung zu gewährleisten. Im Juni 1888 wurden Beethovens Überreste in den Wiener Zentralfriedhof umgebettet. (APA/dpa)