Wien - Der letztlich doch überraschende Rücktritt von BAWAG-Vorstandschef Johann Zwettler (64) hat am Donnerstagabend mit einem Schlag eine Führungsdiskusion in der Gewerkschaftsbank BAWAG P.S.K. entfacht.

Zwettler hatte den verblüfften Aufsichtsräten trotz einer Art "Persilschein" in der umstrittenen Refco-Kreditvergabe in einer Sondersitzung gestern mitgeteilt, per 31. Dezember 2005 zurückzutreten, und zwar unwiderruflich.

Sechs Wochen für die Suche

Damit ist in sechs Wochen in der viertgrößten Bank in Österreich ein neuer Bankchef aufzutreiben. Aufsichtsratspräsident Günter Weninger räumte am Abend, sichtlich erschüttert, ein, noch nicht einmal über einen Nachfolger für Zwettler nachgedacht zu haben.

Zwettlers Verträg wäre bis zum Frühjahr 2008 gelaufen. Drei BAWAG-Vorstände unter Vorsitz von Zwettler hatten an das US-Brokerhaus Refco bzw. dessen Ex-Chef Phillip Bennet Anfang Oktober in einer Blitzaktion an einem Wochenende einen Kredit von insgesamt 425 Mio. Euro gegeben. Refco ging kurz darauf Pleite.

Weninger bekräftigte, dass sich die Bank in der Sache Refco als Opfer eines riesigen Betrugsfalls betrachte. Gestern, Mittwoch, wurden Refco bzw. Bennett auf die Herausgabe einer Kreditsumme von 350 Mio. Euro beklagt. Weitere 75 Mio. Euro seien zum Teil schon "verkauft", die Bawag hofft auch den Rest in den Wind schreiben zu müssen.

Keine strafrechtlich relevanten Tatbestände

Der Prüfbericht der Bankenaufsicht habe ergeben, dass bei der Bawag im Zusammenhang mit dem Refco-Kredit keine strafrechtlich relevanten Tatbestände festgestellt wurden, betonte Weninger.

Heute, Freitag, vormittag wird erwartet, dass sich ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch zu den Entwicklungen in der BAWAG äußert. Auch von der Finanzmarktaufsicht (FMA) werden Beurteilungen der Lage erwartet. (APA)