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"Er genießt jetzt das Leben"

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach/Files
Berlin - "Ich bin ein freier Mann in einer freien Welt." Der scheidende deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hielt sich am SPD-Parteitag in Karlsruhe diese Woche weiter bedeckt über seine berufliche Zukunft. Mit Andeutungen, er sei "ein guter Anwalt", dürfte er wohl kaum die richtige Fährte legen.

Wie viele andere Ex-Politiker könnte es Schröder auf einen gut dotierten Beraterposten in die Wirtschaft verschlagen. Gerüchte, sein guter Freund Wladimir Putin könnte ihm einen Job beim staatlichen russischen Energieriesen Gazprom verschaffen, wurden im Kanzleramt heftig dementiert.

Englisch-Intensivkurs

Spekulationen, er könnte als Banker nach New York gehen, hat Schröder aber selbst einige Nahrung gegeben. "Ich würde New York eines Tages gerne besser kennen lernen", sagte Schröder der Nachrichtenagentur Reuters im Jahr 2003 kurz vor einem Besuch in der Welt-Finanzmetropole auf Einladung von Citigroup-Chef Sandy Weill. Zu diesem Zeitpunkt waren die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA wegen des Irak-Kriegs so gespannt, dass US-Präsident George W. Bush nicht einmal mit Schröder telefonieren wollte.

"Meine Frau lebte einige Jahre hier und liebt die Stadt", sagte Schröder, der derzeit einen Englisch-Intensivkurs belegt. "Unsere Tochter wurde dort geboren und das schafft offenbar emotionelle Bindungen. New York ist so lebendig."

"Er genießt jetzt das Leben"

Schröders Biograph Jürgen Hogrefe meint, dass der Kanzler noch abwarte. "Er genießt jetzt das Leben", sagte er. "Er hat Geschichte geschrieben, indem er Deutschland als Kraft des Friedens positionierte und den Mut hatte, wirtschaftliche Reformen durchzuführen, die andere aufgeschoben haben. Er ist entspannt und in völliger Harmonie mit sich selbst."

Einstweilen sieht es nicht so aus, als wollte Schröder in die USA übersiedeln. Er hat eine Wohnung im Berliner Regierungsviertel gemietet und sucht nach geeigneten Räumlichkeiten für seine geplante Anwaltskanzlei. Sollte er sein Mandat im deutschen Bundestag zurücklegen, hätte er als früherer Kanzler immer noch Anspruch auf ein Büro und Mitarbeiter in Berlin.

Keine Eile

"Ich glaube nicht, dass er in großer Eile ist. Er wird sich die Zeit nehmen, zu sehen, was passiert", sagte der langjährige Schröder-Berater und Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, Manfred Güllner. "Ich kann ihn mir eines Tages auch in einer EU-Topposition vorstellen." (APA/Reuters)