Die Wirtschaftsprüfer der Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK) korrigierte die Verkaufszahlen des "Wirtschaftsblatt" im zweiten Quartal 2005 kräftig nach unten. Die Zeitung revidierte daraufhin auch ihre Angaben aus dem ersten Vierteljahr.

Korrekturliste

30.074 im Wochendurchschnitt verkaufte Exemplare meldete das "Wirtschaftsblatt" für April bis Juni 2005. Die Donnerstag versandte Korrekturliste der ÖAK lässt nur 25.736 Stück in der Rubrik "Verkauf gesamt" gelten.

3647 Exemplare, die laut Verlag immerhin 51 Prozent ihres Verkaufspreises erlösten, brachten es in Wirklichkeit nicht auf diesen Preis. Dazu kommen noch 119 Stück, die das "Wirtschaftsblatt" den voll bezahlten Abos zurechnete. Auch ihre Zurechnungsfähigkeit bezweifeln die Wirtschaftsprüfer der ÖAK. Ebenso 565 angeblich voll bezahlte Großverkäufe (bis zu 1500 Exemplare an eine Adresse), 118 zu wenigstens 51 Prozent und ein paar günstigere.

Unentgeltliche Verbreitung gestiegen

Mit den Korrekturen stieg die unentgeltliche Verbreitung um 4267 Stück auf 10.886. Und damit die Sonstige Verbreitung auf 14.785. Das ist eine Sammelrubrik für jene Exemplare, die weniger als 30 Prozent des Verkaufspreises bringen und/oder an Großabnehmer von mehr als 1500 Stück gehen.

Der zuständige "Wirtschaftsblatt"-Vorstand André Warnecke rief bis Redaktionsschluss nicht zurück.

"Keine Abweichungen" bei der "Presse"

"Keine Abweichungen" bescheinigen die Prüfer diesmal der "Presse", die mit dem "Wirtschaftsblatt" den Gesellschafter Styria Medien AG gemein hat. Die "Presse" hatte ihre Probleme mit der Auflagenkontrolle schon im Vorjahr: Die Untersuchung ihrer Angaben über das zweite Quartal 2004 brachen ÖAK-Prüfer wegen EDV-Problemen ab, das dritte Quartal meldete die Zeitung zunächst nicht. Und als sie mit dem vierten auch die beiden vorangegangenen Quartale meldete, revidierte sie auch gleich ihre Angaben über das erste Quartal nach unten. (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2005)

Styria: Korrigierten selbst

Nach Erscheinen dieses Artikels erklärte die Styria gegenüber etat.at/, der Vorstand des "Wirtschaftsblatt" habe die Zahlen korrigiert. Davon war in der ÖAK-Korrekturliste keine Rede, Vorstand Warnecke wie berichtet unerreichbar. (fid)