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Präsident Katzav überreichte Papst Benedikt XVI drei Bücher als Geschenk: "Juden, Christen, Israel" vom deutschstämmigen jüdischen Journalisten und langjährigen Diplomaten Moshe Aumann, "Vom Brot allein", in dem Fotografien der Jerusalemer Fotografin Varda Polak-Sahm gesammelt sind sowie "Cross on the star of David" von Uri Bialer.

Foto: AP/Plinio Lepri
Rom - Der israelische Staatspräsident Moshe Katzav hat Papst Benedikt XVI. zu einem Besuch eingeladen. Der Papst habe die Einladung positiv aufgenommen. "Ich hoffe, dass der Besuch im nächsten Jahr stattfindet", sagte Katzav am Donnerstag nach einer Privataudienz beim Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan vor Journalisten. Ein Termin sei jedoch nicht festgelegt worden. Der Vatikan wünscht, dass vor dem Besuch der seit Jahrzehnten ungeklärte Status der katholischen Kirche in Israel geregelt wird.

Der Besuch Katzavs war von beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Das Gebiet um den Vatikan wurde vorsorglich abgeriegelt, bevor sich der Präsident mit dem Papst zu einem knapp halbstündigen Gespräch zurückzog. Bereits vor der Audienz hatte Katzav am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi angekündigt, er wolle Benedikt zu einem Gegenbesuch nach Israel einladen.

Entschuldigung bei Juden

Der verstorbene Papst Johannes Paul II. hatte im Jahr 2000 Israel und die Palästinenser-Gebiete besucht und sich für das Leid, das Christen Juden zugefügt haben, entschuldigt. Vor drei Jahren gewährte Johannes Paul dann Katzav als erstem israelischen Staatsoberhaupt eine 16-minütige Audienz. Der Vorgänger Benedikts hatte den Bau der israelischen Sperranlage im Westjordanland allerdings wiederholt kritisiert. Israels Ministerpräsident Ariel Sharon war deshalb während eines Besuchs in Rom 2003 nicht mit dem Papst zusammengetroffen.

Das beiderseitige Verhältnis war auch nach Äußerungen des neuen Papstes in eine Krise geraten. Benedikt hatte im Juli Terrorakte in mehreren namentlich genannten Ländern wie etwa dem Irak und Ägypten verurteilt, palästinensische Anschläge in Israel jedoch nicht explizit erwähnt. Israel hatte diesen Umstand als stillschweigende Billigung ausgelegt.

Annäherung

Das heutige Treffen zwischen Katzav und Benedikt markiert eine Annäherung beider Seiten. "Wir haben vereinbart, die Gespräche schneller voranzutreiben", sagte Katzav. Nur indirekt ging er auf die diplomatische Auseinandersetzung des Sommers ein. Auf die Frage, ob er den Papst zu einer Verurteilung palästinensischer Terroristen aufgefordert habe, sagte Katzav, Benedikt XVI. habe das Thema von sich aus angesprochen, indem er zu Beginn der Audienz "Terrorismus und Antisemitismus verurteilte". Nach Angaben des Vatikan fand die Begegnung in einer "herzlichen Atmosphäre" statt.

Der Pontifex maximus schenkte dem israelischen Staatschef eine Ausgabe der Erklärung "Nostra Aetate", die beim Zweiten Vatikanischen Konzil verabschiedet wurde und das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nicht-christlichen Religionen behandelt. Die Erklärung gilt als Wende im Verhältnis zwischen Katholizismus und Judentum. Katzav brachte dem Papst ein altes hebräisches Manuskript sowie einige Bücher, darunter den Bildband "Von Brot allein" mit Fotos aus Jerusalem von Varda Polak-Sahm und Texten von deren Ehemann, dem APA-Nahost-Korrespondenten Ulrich Sahm.

Diplomatische Beziehungen erst seit 1994

Zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel bestehen erst seit 1994 diplomatische Beziehungen. Eine Grundsatzerklärung, mit der diese weiterentwickelt werden sollten, wurde bisher jedoch nicht verabschiedet. Die katholische Kirche in Israel will Steuernachlässe eingeräumt bekommen und das Recht erhalten, wegen Streitigkeiten über Kirchenbesitz vor israelische Gerichte zu ziehen.

Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano hatte als päpstliche Zielvorgabe für den Nahen Osten zwei Staaten für Israelis und Palästinenser genannt, die friedlich koexistieren könnten. Wegen des im Februar 2000 während eines Besuches von Palästinenser-Präsident Yasser Arafat bei Johannes Paul II. unterzeichneten vatikanisch-palästinensischen Grundsatzabkommens war es ebenfalls zu einem schweren Konflikt zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl gekommen. In dem Abkommen, das den Charakter eines Konkordats mit einem künftigen souveränen Staat Palästina trägt, wird für Jerusalem ein international garantierter Status verlangt. (APA/Reuters/AP)