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Neuchâtel - Die Führenden im europaweiten Stresspegel-Vergleich sind die Schweizer. Jeder dritte Schweizer Arbeitnehmer fühlt sich arbeitsbedingt gestresst. Betroffen sind dabei vor allem jüngere, männliche Arbeitnehmer und fast die Hälfte der IT-Beschäftigten. Doch bedeutet Druck am Arbeitsplatz nicht zwingend Unzufriedenheit, wie eine europaweite Untersuchung von Kelly Services aufzeigt. "Die Ergebnisse der Studie haben uns im Endeffekt nur bestätigt. Es war schon vorher bekannt, dass man immer mehr in immer weniger Zeit schaffen soll", so Leif Agnéus, Generaldirektor von Kelly Services. Doch hätten ihn die Ergebnisse für die Schweiz doch etwas erstaunt.

In den zwölf europäischen Ländern wurden insgesamt 19.000 Personen befragt. Im Durchschnitt sind davon 27 Prozent arbeitsbedingt im Stress. In der Schweiz nahmen 1.372 Personen an der Umfrage teil. Davon gaben 32 Prozent der Frauen an, gestresst zu sein, bei den Männern waren es 35 Prozent. Im Gegensatz zum übrigen Europa, wo eher ältere Beschäftigte unter großer Arbeitsbelastung leiden, sind in der Schweiz jüngere Arbeitnehmende in der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre betroffen (36 Prozent). Teilzeitbeschäftigte verzeichnen mit 25 Prozent die niedrigsten Belastungsraten, bei Beschäftigten mit langen Arbeitszeiten (51 Stunden und mehr) ist die Belastung mit 68 Prozent am höchsten. Am gelassensten geht man in den Niederlanden an die Arbeit heran. Dort fühlen sich nur 16 Prozent gestresst.

IT-Branche zehrt am meisten an den Nerven

Was die Zufriedenheit am Arbeitsplatz anbelangt, sind 37 Prozent der überbelasteten Arbeitnehmer unzufrieden. Bei denjenigen mit normalem Stressaufkommen sind es lediglich 20 Prozent. Am unzufriedensten sind die beruflich unterforderten Arbeitnehmenden mit 44 Prozent. "Natürlich ist Unterforderung auch Stress. Es geht dabei um die eigene Wertschätzung und darum, dass man sich am Arbeitsplatz wohl fühlen sollte", erklärte Agnéus.

Das Stressaufkommen erwies sich nach Berufsgattungen unterschiedlich. Am stärksten sind Informatik-Beschäftigte betroffen, wo 46 Prozent der Befragten angaben, sich sehr gestresst zu fühlen. Die niedrigsten Raten sind in den Bereichen Human Resources und in der Buchhaltung mit je 22 Prozent zu finden. "Eine hohe Arbeitsbelastung kann für kurze Zeit die Produktivität und Kreativität erhöhen. Wenn aber der Leistungs- und Zeitdruck chronisch werden, kann das zu Produktivitätsverlusten bis hin zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen", so Agnéus. (pte)