Im Jahr 2003 wurden in Wien 92 Drogentote verzeichnet. Aktuellere Daten gibt es nicht, doch beim Fonds Soziales Wien (FSW) rechnet man für 2004 mit einem Anstieg um 15 bis 20 Prozent. Damit käme man wieder dem Spitzenwert des Jahres 2000 nahe, als 110 Menschen in Wien an den Folgen des Drogenkonsums starben.
"Entsprechende Gegenmaßnahmen kann man nur ergreifen, wenn man jeden Todesfall genau untersucht", so Dressel. Er versuche daher bereits seit seinem Amtsantritt, die entsprechenden Obduktionsbefunde zu erhalten. Damit könne man klären, welche Substanzen genau im Spiel gewesen seien, ob die Person von der Drogenhilfe betreut worden sei und ob sie bereits einen Entzug hinter sich gehabt habe, welche psychische Faktoren mitgespielt hätten und ob es sich vielleicht um einen "versteckten Selbstmord" gehandelt hätte.
Dressels Ansprechpartner im Gesundheitsministerium, Bundesdrogenkoordinator Franz Pietsch, reagierte mit Unverständnis auf die Kritik. Noch im August, also kurz nach der Einigung zwischen Wien und dem Bund, habe man die für das Jahr 2005 vorliegenden Obduktionsgutachten übermittelt. Geschickt habe man sie allerdings nicht an den FSW, an den die Gemeinde die Drogenhilfe ausgelagert hat, sondern - aus Datenschutzgründen - an das Gesundheitsamt (MA 15) als zuständige Behörde.
Sollten die Daten innerhalb der Wiener Verwaltung nicht weitergegeben worden sein, dann liege das nicht am Ministerium, so Pietsch: "Offensichtlich gibt es ein internes Kommunikationsproblem zwischen der Drogenkoordination und der MA 15." In ältere Befunde könne im Ministerium jederzeit Einsicht genommen werden.