Wien - Cross Industries, die Beteiligungsholding der beiden KTM-Chefs Stefan Pierer und Rudolf Knünz, rüstet sich für den Kauf der VA Tech Hydro, also des zum Verkauf stehenden Kraftwerksbaus des von Siemens übernommenen Anlagenbaukonzerns VA Tech. Cross will laut einer Veröffentlichung in der Wiener Zeitung Teilschuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von 110 Millionen Euro begeben, also den Kapitalmarkt anzapfen. Ein unter Führung der Raiffeisen Zentralbank erstellter Prospekt liegt seit gestern auf.

Zur Cross gehören Beteiligungen am Motorradhersteller KTM, am Feuerwehrausrüster Rosenbauer, an der Baustoff-Gruppe Eternit und dem jüngsten Erwerb, dem Mittelstandsfinanzierer UIAG, bei dem Cross mit einer Sperrminorität eingestiegen ist.

Verbesserung der Eigenkapitalausstattung

Das frische Geld diene überwiegend der Verbesserung der Eigenkapitalausstattung, verlautete aus Bankenkreisen - auch im Hinblick auf einen allfälligen Kauf der VA Tech Hydro. Pierer selbst war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar, er sei im Ausland, hieß es bei Cross. Details werde man nächste Woche in einer Pressekonferenz veröffentlichen.

Noch nicht entschieden ist freilich, ob Cross gemeinsam mit UIAG, dem Baukonzern Porr und dem steirischen Ex-Landesrat Herbert Paierl überhaupt ein verbindliches Angebot legen wird. Die Frist dafür läuft allerdings erst an, bei Siemens erwartet man die "binding offers" zwischen 5. und 9. Dezember. Dann sollte alles ruck-zuck gehen, für den 16. Dezember ist bereits das "Signing" mit dem präsumptiven Hydro-Käufer geplant.

Bis dahin versuchen die überwiegend aus dem Ausland kommenden Interessenten, sich in den Datenräumen der Nummer 2 im weltweiten Wasserkraftwerksbau schlau zu machen, die Siemens aufgrund von EU-Kartellauflagen verkaufen muss.

Die Bieter

Für die gesamte Hydro - sie baut neben Wasserkraftwerken auch kalorische Kraftwerke und Turbogeneratoren (Fertigung für den Siemens-Rivalen General Electric, Anm.) bietet, wie Siemensianer sagen, nur ein tatsächlich in Österreich domiziliertes Konsortium: Cross Industries. Der Rest kommt aus dem Ausland: Allianz Capital Partners (mit Soravia-Gruppe), die als Haus- und Hofversicherer von Siemens allgemein als garantierter Abnehmer gelten, der auch kauft, wenn alle Stricke reißen. First Reserve wiederum ist ein auf die Energiebranche fokussierter britischer Finanzinvestor.

Offen ist, ob der argentinische Anlagenbauer Impsa noch im Rennen ist. Dessen Name fällt immer dann, wenn hoffnungsvoll von "zahlungskräftigen Exoten" die Rede ist. Der Maschinenbauer Andritz hingegen soll nur an der Wasserkraft (Sulzer samt Generatorenprüfstand in der Schweiz) interessiert sein. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2005)