Wien/Prag - "Wer das Verbrechen leugnet, gehört selber zum Verbrechen" - so reagiert Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes auf eine in Tschechien erschienene Broschüre, in welcher der Verfasser, Rudolf Seidl, leugnet, dass in Auschwitz, die Gefangenen in großem Ausmaß getötet wurden.

"Auschwitz-Fakten und Fiktion" ist der Titel der von dem so genannten "Nationalen Bildungsinstitut" an mehrere Gymnasien und Mittelschulen geschickten Publikation. "Dies hat nichts mehr mit freier Meinungsäußerung zu tun, mit solchen Äußerungen macht man sich strafbar", weiß Schiedel. In Österreich ist seit 1947 das Leugnen des Holocaust per Gesetz verboten, aber auch in vielen anderen Länder wie Tschechien ist das Leugnen, Verharmlosen, oder Rechtfertigen des nationalsozialistischen Völkermords unter Strafe gestellt.

Laut der Tageszeitung Lidove noviny hatte die tschechische Polizei schon seit Längerem Kenntnis vom Erscheinen der Broschüre - bestraft wurde aber trotz eines Gutachtens niemand. Angeblich wurde das Heft in Belgien gedruckt, weshalb es der Polizei nicht gelungen sei, Autor oder Verteiler aufzuspüren.

Einen Einzelfall stellt diese Zeitschrift nicht dar. Immer wieder leugnen Revisionisten den Holocaust. Ein bekannter Fall ist der seit 1958 in Kanada lebende und kürzlich nach Deutschland abgeschobene Rechtsextremist Ernst Zündel (66), der einschlägige Publikationen im Internet verbreitete. Sein Prozess hat am 8. November in Mannheim begonnen, bei einer Verurteilung am 24. 11. drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft. (DER STANDARD, Printausgabe, lim, APA, 15.11.2005)