Screenshot: derStandard.at
In einem STANDARD-Interview vom vergangenen Samstag hat sich Grünenchef Alexander Van der Bellen geweigert, sich in Koalitionsspekulationen einzulassen, weil sonst nachher wieder behauptet werde, die Grünen seien "regierungsgeil". Dieses Prachtwort ist im STANDARD zum ersten Mal erschienen, es scheint es aber sonst schon zu einer bescheidenen Verbreitung im deutschen Sprachraum gebracht zu haben (205 Mal bei Google, und, nein, Google, ich meinte nicht "Regierungsstil").

Geformt ist das Wort nach einem bekannten, laut Duden als "umgangssprachlich" zu qualifizierenden Wortbildungsmuster: Indem dem Adjektiv "-geil" ein Substativ vorangestellt wird, welches das jeweilige Objekt der Begierde bezeichnet, also etwa applaus-, karriere-, oder sensationsgeil. Interessant ist, dass sich nicht alles, worauf man theoretisch Lust haben kann, in ein Kompositum mit "-geil" einbringen lässt, wohl aber die Macht oder eben das Regieren.

Über die exakte Symptomatik der Regierungsgeilheit ist übrigens wenig bekannt, vermutlich aber äußert sie sich in nächtlichen Erektionen, einer Regierungslatte also, die mit Träumen von Ministerratssitzungen, Staatsbesuchen und Koalitionsverhandlungen einhergehen soll.