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Foto: AP/STEPHEN CHERNIN
Seitdem sich der öffentliche "Diskurs" rund um Madonna auf phrasenhafte Wiederholungen von Behauptungen beschränkt, warum das, was früher "relevant" war, jetzt nicht mehr "relevant" ist oder doch, hatte ich eigentlich aufgehört mit dem Lesen über und dem Anhören von Madonna. Gestern aber folgende Szene: Man steht am Herd und plötzlich aus dem Wohnzimmer gellende Rufe: "Herrschaftsseitn, sieht die sch...e aus!"

Na, da war ich natürlich neugierig. Und seither sage ich jedem, der es hören will: Ich habe die Vergangenheit des Videoclips gesehen, und sie ist großartig. Im Gegensatz nämlich zur so genannten Gegenwart und Zukunft des Videoclips, bei der einem jeder noch so beträchtliche visuelle und ökonomische Aufwand völlig kalt lässt, hat sich Hung Up für immer und ewig in mein Gedächtnis eingebrannt. So wie einst der Tanz und die digitalisierten Raben in Frozen, hier aber eben unvergleichlich billiger, trashiger, proletarischer – bis an den Rand zur Aerobic-Outfit-Totalkatastrophe.

Meine Frau sagt: "Mindestens so schlimm wie einst Jane Fonda!" Kollege Schachinger murmelt: "Grind!" Ich aber sage:­ "Jawoll! Höchste Entsprechung von dumpfem Beat in Ohrwurmformat mit rosa Ich-weiß-nicht-wie-man-so ein-Kostüm-nennt. Diese Frau weiß, was sie tut. Und sie tut es jetzt. So seht euch doch bitte diese Strumpfhosen an!"

Dann lachen alle und reden was von Relevanz und sagen, Madonna ist totaloperiert. Ich aber gehe mir jetzt die neue CD kaufen. Un! Glaub! Lich! (cp/DER STANDARD; Printausgabe, 15. November 2005)