Das Projekt "Miriam" will Frauen in Nicaragua und Guatemala Bildung als Werkzeug gegen die Hoffnungslosigkeit in die Hände geben.
Miriam
Gemeinsames Lernen in Managua, Nicaragua
Miriam/Berger
53 Prozent aller NicaraguanerInnen gelten laut Human Development Report 2003 als arm beziehungsweise extrem arm. 27 Prozent der Menschen müssen mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen. 43 Prozent der Menschen leben am Land, 50 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos oder arbeiten im informellen Sektor.

Trockene Zahlen, die jedoch eines sichtbar machen: es besteht Handlungsbedarf in diesem strukturell zerrütteten Land. Zwischen 1979 und 2001 durchlebte Nicaragua eine politisch und wirtschaftlich schwierige Zeit. 1979 wurde die seit Jahrzehnten bestehende Somoza-Diktatur von der Sandinistischen Befreiungsfront gestürzt und ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel - allem voran eine großangelegte Argrarreform - eingeleitet. Doch bereits 1982 begann sich die politische Lage wieder zu destabilisieren, bis der Konflikt zwischen den von den USA finanziell unterstützten antisandinistischen Contras und der Sandinistischen Volksarmee in einem Bürgerkrieg eskalierte, der mehr als 70.000 Todesopfer forderte.

Zerrüttet und unterdrückt

Seither musste sich das Agrarland Nicaragua mit seiner zerrütteten Wirtschaft, Korruption und einer überaus hohen Arbeitslosenrate herumschlagen. Und auch wenn sich die ausländischen Investitionen in den Freihandelszonen, den so genannten "Zonas francas", mittlerweile in einem 5,1 prozentigen Wirtschaftswachstum niederschlagen, bleibt die Lage für den Großteil der Bevölkerung prekär.

Diese schwierigen Bedingungen wirken sich besonders auf Frauen und junge Mädchen aus. Dr.in Ingeborg Berger, Mitarbeiterin des Projekts "Miriam", erzählt aus der Praxis: "Frauen sind ungleich benachteiligt. Burschen wird zum Beispiel öfter die Schulbildung bezahlt, die Mädchen müssen zu Hause bleiben."

Soziales Engagement und Bildung

Deshalb setzt das von OEZA und privaten SpenderInnen finanzierte Projekt "Miriam", das im Übrigen auch in Guatemala aktiv ist, auf eine breite Front der Bildung und des sozialen Engagements. So wird jedes Jahr etlichen Frauen in wirtschaftlich schwierigen Lagen, die einen positiven Studienerfolg und gesellschaftspolitisches Engagement nachweisen können, ein Universitätsstudium oder eine Berufsausbildung finanziert.

Daneben arbeitet "Miriam" aber noch in einem dicht gespannten Netz an Initiativen und Einrichtungen an der Verbesserung der Lage der Frauen in Nicaragua. So reicht das Angebot von kostenloser Rechtsberatung, einem Studentinnenwohnheim, Alphabetisierungs- und Grundschulkursen und Genderseminaren für die gesamte Familie bis zu Mädchenprojekten, die ein Leben ohne Gewalt und Ausbeutung ermöglichen sollen.

"Machismo ist leider noch immer an der Tagesordnung, ...

... vor allem in den Schlüsselpositionen." Doch Ingeborg Berger weiß, "Miriam" ist am richtigen Weg. So kann sie auch von etlichen Erfolgen berichten, von Frauen, die sich aus überaus schwierigen Lagen ein geregeltes, sicheres Leben erarbeiten konnten. Wie zum Beispiel Dr. Irma Guiterrez, mehrfache Mutter und Studienabbrecherin, die heute als fertige Juristin das Rechtsberatungsprojekt leitet und koordiniert. Oder Benilda del Rosario Talavera Hernández, die allein für den Unterhalt von sieben Kindern aufkommen muss, täglich zwölf Stunden in der Freihandelszone arbeitete und es heute zur erfolgreichen Pharmaziestudentin geschafft hat.

Der Kampf gegen den Machismo und die täglichen Schwierigkeiten in Nicaragua gehen weiter - doch mit einer ständig wachsenden Zahl von gebildeten Frauen, die gegen die Verzweiflung und die Ungerechtigkeiten einer Gesellschaft am Rande ihrer Belastungsfähigkeit gewappnet sind.

(e_mu)