New York - Bertelsmann-Vorstandschef Gunter Thielen hat Probleme bei der 2004 besiegelten Fusion der Musikunternehmen Bertelsmann Music Group (BMG) und Sony Music zu Sony BMG eingeräumt. Es gebe unterschiedliche Firmenphilosophien bei Bertelsmann und Sony, die "ohne Zeitdruck" noch zueinander gebracht werden müssten, sagte Thielen am Wochenende in New York. "Es gibt Philosophieunterschiede, die wir überwinden müssen", sagte der Bertelsmann-Chef. Es handle sich nicht um eine kleine Meinungsverschiedenheit. Das Musikgeschäft ist eine von sechs Sparten des Bertelsmann Konzerns.

Personelle Veränderungen

Thielen kündigte im Zusammenhang mit dem Weggang des Topmanagers Michael Smellie, der für das aktuelle Tagesgeschäft von Sony BMG zuständig ist, personelle Veränderungen an. "Wir müssen in der Führung ein bisschen nachjustieren", sagte Thielen in New York. Das Ziel sei aber mit wenigen Veränderungen zu erreichen. Es gebe keinen Zeitdruck. Eine schnelle Entscheidung sei nicht in Sicht.

In den vergangenen Wochen hatte es Spekulationen gegeben, wonach Thielen sich für eine Ablösung des Sony-BMG-Vorstandsvorsitzenden Andrew Lack an der Spitze der weltweit zweitgrößten Plattenfirma stark gemacht hat. Nach der Fusion von Sony Music und Bertelsmann Music Group (BMG) zu Sony BMG im Jahr 2004 hat vertragsgemäß Sony bis 2009 das Vorschlagsrecht für den Vorstandsvorsitzenden.

Sony BMG verlor an Marktanteilen

Unter anderem in Folge von Reibungsverlusten bei der Zusammenführung der beiden Unternehmen seien einige Neuerscheinungen nicht rechtzeitig auf den Markt gelangt, sagte Thielen. Bei den Marktanteilen hat Sony BMG deutlich an Boden im Vergleich zu Marktführer Universal Music verloren. Erschwerend hinzu kommen jüngste juristische Probleme. Ein technischer Kopierschutz auf CDZs des Konzerns kann nach Auffassung mehrerer Kläger die Computer der Nutzer schwerwiegend mit Viren schädigen.

50:50-Joint-Venture

Sony und Bertelsmann hatten 2004 vor dem Hintergrund eines schwindenden Marktes und zunehmender Piraterie ihre Musikbereiche in einem 50:50-Joint-Venture gebündelt. Die Fusion zum weltweit zweitgrößten Unternehmen der Branche nach Marktführer Universal Music sollte Einsparungen in Höhe von 350 Millionen Euro jährlich einbringen. Das operative Ergebnis von 120 Millionen US-Dollar vor Restrukturierungsaufwendungen in den ersten neun Monaten des Jahres 2005 fiel jedoch nicht zufrieden stellend aus. (APA/dpa)