Vor dem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft
in Tunis hat die zuständige EU-Kommissarin
Viviane Reding
die
Dominanz der USA bei der Internet-Aufsicht kritisiert. Es dürfe nicht
sein, dass ein einzelner Staat das Internet kontrollieren kann, sagte
Reding in einem Interview mit dem am Montag erscheinenden deutschen
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die 25 EU-Staaten forderten deshalb
einstimmig ein neues Kooperationsmodell, bei dem alle interessierten
Länder die Kernfragen des Internets an einem Tisch beraten.
Keine Verhandlungen
Die USA hatten im Vorfeld des Gipfels bekräftigt, nicht über ihre
Führungsrolle bei der Kontrolle des Internets verhandeln zu wollen.
Bisher ist die privatrechtliche Organisation Icann mit der Aufsicht
über die zentralen technischen Belange des Netzes betraut. Reding
kritisierte, dass Icann alle wesentlichen Entscheidungen unter
Aufsicht des US-Handelsministeriums treffe. Darunter seien auch jene,
die Europa, Asien und Afrika beträfen. Das Netz gehöre aber "allen
Gesellschaften und allen Menschen".
Mehr als 10.000 Teilnehmer
Die für Medien und die Informationsgesellschaft zuständige
Kommissarin aus Luxemburg vertritt die EU-Kommission bei dem am
Mittwoch in Tunis beginnenden Welt-Informationsgipfel als
Verhandlungsführerin. Bei der von den Vereinten Nationen einberufenen
Regierungskonferenz werden neben UNO-Generalsekretär Kofi Annan rund
50 Staats- und Regierungschefs sowie mehr als 10.000 Teilnehmer
erwartet.(APA/AP)