Carla Knapp in Aktion
Foto: privat
Sieben Jahre hat die Münchner Journalistin und Filmemacherin an dem Film "Wir leben ewig" gearbeitet. Sieben Jahre lang ihr gesamtes Geld, ihre ganze Zeit und Energie in diesen Dokumentarfilm über jüdische Überlebende der Wilnaer Ghettos gesteckt. Die litauische Stadt Vilnius (Wilna) war vor dem Einmarsch der Nazis das Zentrum des Ostjudentums, diese jüdische Hochkultur wurde innerhalb von zwei Jahren durch die Nazis fast gänzlich ausgelöscht – von 80.000 jüdischen Menschen überlebten nur etwa 2000 den Holocaust.

Zeitzeuginnen, Partisaninnen und andere Überlebende erzählen in diesem Film von ihren Erlebnissen im Ghetto: Es sind stille, leise Geschichten, die von unfassbarem Grauen, aber auch von Solidarität der Menschen unter unvorstellbaren Lebensbedingungen erzählen und Hoffnung machen. Begleitet werden sie dabei von der (nichtjüdischen) Wiener Musikgruppe "gojim" mit Liedern aus dem Wilnaer Ghetto.

("Wir leben ewig" war am 12. November um 20 Uhr im Kulturzentrum 7*stern zu sehen.)

"Reise zum dritten Ort"

Carla Knapp filmt nicht nur, sie spielt auch Gitarre und singt – und das gleich dreisprachig: deutsch, englisch und bayrisch: Stimmgewaltig und mitreißend singt sie in ihren eigenen Liedern von Freiheit (deiner und meiner!), von Partisaninnen und der Roten Zora; einer Kindheit im Internat ("bayrisch Alcatraz"), von Trauer und Wut und überhaupt von den großen Abenteuern, die das Leben so mit sich bringt. Besonders erfreuen mich Zeilen wie "Grete Müller schneidet das Brot, der Mann unter ihr, der ist ganz schön tot...", die einen fulminanten Abend verheißen!

"Reise zum dritten Ort", 26. November 2005, 20 Uhr, Kulturzentrum 7*stern, Siebensterngasse 31, 1070 Wien, UKB: 5 Euro.

(Gastautorin Irmgard Neubauer)