Hang zu FP und Waffen: Seledec.

Foto: ORF
Eine Kommission beurteilt "dienstrechtlich" die Teilnahme von ORF-Chefredakteur Walter Seledec an einer Gedenkfeier für NS-Wehrmachtsoffizier Walter Novotny. Seledec ist "beurlaubt", bestätigt der ORF nun offiziell.

Seledec war schon 2004 bei der Kranzniederlegung (www.rfj.at/fotos/). Für Aufsehen sorgte der 60-Jährige erst vor wenigen Wochen, als er neben Parteichef Heinz-Christian Strache eine Traueranzeige der FPÖ unterzeichnete.

Der Paritei länger verbunden als dem ORF

Der Partei ist er länger verbunden als dem ORF: Bevor Seledec unter General Gerd Bacher 1979 auf den Küniglberg kam, zunächst als Redakteur des "Club 2", war er Presse- und Landesparteisekretär der FPÖ Wien.

Der damalige FP-Generalsekretär und rabiate ORF-Intervenierer Peter Westenthaler gab 2001 der "ZiB"2" in Seledec' Privatwohnung ein Interview. Er war gerade beim damaligen Chef vom Dienst der Mittags-"ZiB" zum Abendessen. Die Mittags-"ZiB" übertrug damals einmal an die 20 Minuten live von einer FP-Pressekonferenz. Auf Druck der damaligen Regierungspartei FPÖ wurde er 2002 ORF-Chefredakteur, ein Job ohne besondere Befugnisse.

Berufserfahrung vor dem ORF

Seine Berufserfahrung vor dem ORF? Unmittelbar davor Pressearbeit für die Bundestheater. Bereits ab 1970 war er Redakteur an der Landesverteidigungsakademie. Inzwischen ist Seledec Brigadier der Miliz mit privatem Waffenfaible. Er brachte vom Heer beauftragte Dokus schon im ORF unter, produzierte zuletzt die ORF-Jubeldoku über 50 Jahre Bundesheer. Spannend wird, ob er wie bisher geplant die ORF-Doku über 50 Jahre FPÖ für 2006 erstellt. Kollegen erwarten seine FP-Kandidatur für die Nationalratswahl 2006.

Formal ist Seledec bereits mit Ende 2006 gekündigt, wenn er das Pensionsalter erreicht. Fristlose Entlassung ist unwahrscheinlich, Versetzung in einen nicht journalistischen Job eine Option.

Das ORF-Gesetz definiert Unabhängigkeit der Mitarbeiter seit 2001 als "Pflicht". (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.11.2005)