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Bayerns Ministerpräsident Stoiber ist bemüht, sein Image in der CSU wieder aufzupolieren.

Foto: AP/Diether Endlicher
München - Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber soll sein ramponiertes Ansehen nach dem Willen der Landtags-CSU durch Konzentration auf den Freistaat und die Pflege des Teamgeists aufpolieren. Es gehe darum, einen "konstruktiven Weg nach vorne zu suchen", sagte Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann am Donnerstag in einem dpa-Gespräch. Stoiber habe erklärt, dass er seinen Schwerpunkt wieder in Bayern setzen wolle. "Das wird er auch so umsetzen." SPD und Grüne warfen Stoiber wegen seines Rückziehers von einem Berliner Ministeramt Feigheit vor und übergossen den abwesenden Regierungschef im Landtag mit beißendem Spott.

Weiter Skepsis in der CSU

Bei vielen CSU-Landtags-Abgeordneten herrscht aber auch nach einer fast fünfstündigen Aussprache mit Stoiber Skepsis, ob der CSU-Chef sein Versprechen besserer Zusammenarbeit auch tatsächlich einlöst. "Die meisten sagen: Warten wir ab, ob er seine Chance nutzt", sagte ein CSU-Abgeordneter stellvertretend für mehrere andere, die sich ähnlich äußerten. Fraktionschef Herrmann betonte, Stoiber werde nicht in Frage gestellt. "Es ist völlig unstrittig, dass wir einen verbesserten Weg gehen, aber natürlich mit Edmund Stoiber", sagte der 49 Jahre alte Fraktionschef.

Eine Rückkehr zu dem von vielen Abgeordneten als selbstherrlich empfundenen bisherigen Stoiber-Stil wollen aber viele in der CSU-Fraktion nicht akzeptieren: "Das nimmt wahrscheinlich die große Mehrheit nicht mehr hin", sagte einer. In der Fraktion hoffen viele, dass das Trommelfeuer der Kritik in der Aussprache am Vortag Stoiber zum Nachdenken gebracht hat: "Jeder Mensch hat die Chance verdient, dass man zuwartet", sagte der Abgeordnete Hermann Imhof. "Das war ein reinigendes Gewitter", sagte der Vorsitzende des Innenausschusses, Jakob Kreidl.

Mehr Zeit im Landtag

Herrmann betonte, Stoiber habe verstanden, dass der Stil geändert und die Kommunikation mit den Bürgern über die Inhalte der Politik verbessert werden müsse. Er habe keine Zweifel, dass Stoiber dies ernst meine, sagte der Fraktionschef. Es habe bei der Aussprache "deutliche, aber keine feindseligen oder boshaften Worte" gegeben. "Wichtig war, dass Edmund Stoiber verstanden hat, worum es den Kollegen ging", sagte Herrmann. Der Ministerpräsident habe zugesagt, wieder mehr Zeit im Landtag zu verbringen.

Bei der Landtags-Debatte am Donnerstag war der in die Kritik geratene Ministerpräsident wegen seiner Teilnahme an den Koalitionsgesprächen in Berlin aber nicht anwesend. Stoiber habe einen "dramatischen Scherbenhaufen" angerichtet und sich selbst demontiert, sagte Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause über Stoibers Rückzug aus Berlin. "Immer auf der Flucht: der Richard Kimble aus Wolfratshausen."

SPD: "Scheinheiligkeit"

SPD-Fraktionschef Franz Maget warf der CSU große Scheinheiligkeit vor. Zu Zeiten von Stoibers Stärke sei die CSU "auf einer Schleimspur ausgerutscht": "Jetzt, da er am Boden ist, trampeln Sie auf ihm herum." Maget betonte, Stoiber habe mit seinem Verzicht auf ein Ministeramt in Berlin das Vertrauen in seine politische Führungskraft zerstört.

Staatskanzleichef Erwin Huber räumte in der Debatte einen Vertrauensverlust ein. "Keiner wird das beschönigen. Wir werden durch eine konzentrierte Arbeit für Bayern dieses Vertrauen wieder zurückgewinnen." (APA/dpa)