München – Rom, Berlin, München – die Frisur hält. Aber das ist auch schon das einzig Angenehme für den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) in diesen Tagen. Papst Benedikt XVI. hat der CSU-Chef schon in der Vorwoche bei einer Audienz für die bayerische CSU- Fraktion erklärt, warum er sich denn gar so überhastet aus dem Berliner Staub nach München runter gemacht hat. Der Heilige Vater hat ihn angeblich verstanden.

Auch in der CSU-Landesgruppe im Bundestag warb Stoiber bereits für Verständnis. Die wohl schwierigste Station der Büßer-Tour stand am Mittwoch an: Der CSU-Chef begab sich in den Landtag, um dort der Fraktion erneut darzulegen, dass er sich nach dem Rückzug von SPD-Chef Franz Müntefering wirklich von München aus besser in die Bundespolitik einbringen könne als droben in der deutschen Hauptstadt, die er so wenig mag wie Ehefrau Karin.

"Ich bin für jede Kritik offen", sprach "der Edi", bevor er den Canossagang antrat und ihm Schockierendes zugetragen wurde – die neuesten Umfragewerte: Laut einer Umfrage der Münchner Abendzeitung wollen 77 Prozent der Bayern nicht, dass Stoiber bei der Landtagswahl 2008 wieder Spitzenkandidat ist.

"Die CSU beschädigt"

Auch die Lektüre anderer Zeitungen dürfte Stoiber am Donnerstag wenig gefallen. Erstmals fordert ein CSU- Landtagsabgeordneter den Rücktritt Stoibers vom CSU- Vorsitz. Bei der Fülle der Arbeiten in Berlin und in München könne man nicht beide Ämter in einer Person vereinigen, sagt Thomas Obermeier dem Donaukurier. Und im Stern spricht Carl-Dieter Spranger, der von 1991 bis 1998 CSU-Bundesminister für Wirtschaft und Entwicklungshilfe in Bonn war, Klartext: "Er hat sich freiwillig aus Berlin abgemeldet und damit seine Autorität als CSU-Chef und damit die CSU beschädigt". Diese Entscheidung sei "mit den Pflichten der Verantwortung" eines CSU-Chefs nicht vereinbar. Landtagspräsident Alois Glück (CSU) meint über Stoiber: "Vielleicht hat er etwas gemeinsam mit dem großen Franz Josef Strauß, der vom Naturell her auch oft ein Zauderer und Zögerer war."

Kritik aus den eigenen Reihen gibt es aber auch an Müntefering. Noch-Kanzler Gerhard Schröder meint in der Zeit, "Münte" hätte statt des Rücktritts besser die Rebellen "in die Knie" zwingen sollen. Bald kann Müntefering das auch in einem Buch, das Schröder schreiben will, nachlesen. (bau, DER STANDARD, Print, 10.11.2005)