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Wien - Univ.-Prof. DDr. Karl Hermann Spitzy, Wegbereiter der Penicillintherapie in Tablettenform, wird am 10. November 90 Jahre alt. Der Mediziner - mittlerweile auch Philosoph - erfreut sich bester Gesundheit.

Spitzy wurde 1915 geboren; den Zweiten Weltkrieg verbrachte er als Arzt in Russland. Via Hannover kam er 1946 an die I. Medizinische Universitätsklinik in Wien - schon wenige Jahre später wurde Spitzy durch seine Arbeiten weltbekannt.

Durchbruch

Bei der Biochemie Kundl hatten im Jahr 1951 Dr. Ernst Brandl und sein Kollege Dr. Hans Margreiter sowie andere Mitarbeiter das erste "säurefeste" Penicillin gefunden. Bis dahin hatte es bloß das injizierbare Penicillin G (Benzylpenicillin) gegeben. Erst "Wissenschafter Zufall" ließ Margreiter am 17. November jenes Jahres in einer ungereinigt gebliebenen Eprouvette einen weißen "Niederschlag" entdecken: Penicillin V (V für "vertraulich", später für "Victory"). Säurefestes Penicillin war die Voraussetzung für die Gabe des Antibiotikums in Tablettenform, da sonst die Magensäure die Substanz zerstört.

Spitzy wurde von den Tiroler Wissenschaftern angesprochen, das Penicillin V an den ersten Patienten zu erproben. 1955 publizierte der Wiener dann die wohl berühmteste seiner rund 300 wissenschaftlichen Arbeiten: "Die perorale Penicillintherapie". Mit dem Präparat wurde auch der Grundstein für die rasante Entwicklung von halbsynthetischen und synthetischen Antibiotika gelegt.

Zahlreiche Auszeichnungen

Nach der Entwicklung der Penicillin-Tabletten bewies Spitzy (1962: "Penicillin in hohen Dosen"), dass man durch entsprechende Mengen des Antibiotikums auch schwerste Infektionen in den Griff bekommen kann. "Penicillin ist so toxisch wie Staubzucker", erklärte er in Anlehnung an die Wortes eines seiner Lehrer. Spitzy organisierte hunderte Kongresse zum Thema der Antibiotika-Therapie. Er wurde mit der Billroth-Medaille (1993), dem Wilhelm-Exner-Preis (1992) und vielen anderen Auszeichnungen bedacht.

1970 gründete der Arzt und Wissenschafter eine selbstständige Lehrkanzel für Chemotherapie, wurde 1973 ordentlicher Professor, 1979 wurde aus der Lehrkanzel die "Universitätsklinik für Chemotherapie" in Wien.

1987 erfolgte Spitzys Emeritierung. Unmittelbar darauf nahm er sein Philosophiestudium wieder auf und promovierte 1994 zum Dr. phil. an der Universität Wien. Der Titel seiner Dissertation: "Dämon und Hoffnung". Der Jubilar sagte dazu: "Ich predige mit glühendem Optimismus weiterhin eine Symbiose von Technik, Medizin und Philosophie. Alle drei haben meinen Lebensweg begleitet." Im Wiener Maudrich-Verlag wurden auch seine philosophische Werke veröffentlicht (z.B.: "Ich und Du in der Medizin", "Dämon und Hoffnung" sowie zwei Bände seiner "Klinischen Philosophie"). (APA)