Hamburg/München - Bayerns Landtagspräsident Alois Glück (CSU) hat den Verzicht von CSU-Chef und Ministerpräsident Edmund Stoiber auf ein Ministeramt in der künftigen deutschen Bundesregierung kritisiert und die CSU davor gewarnt, sich aus der Bundespolitik zurückzuziehen. "Wir müssen darauf achten, dass Stoibers Entscheidung den bundespolitischen Einfluss der CSU nicht schwächt", sagte Glück der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung "Die Zeit". "Jetzt darf vor allem eines nicht passieren: dass wir uns mehrheitlich mental auf Bayern zurückziehen (...) Manche in der Partei reden mir zu ausschließlich darüber: Was nützt Bayern? Das ist zu kurz gesprungen."

Glück, der zugleich Vorsitzender des wichtigen CSU-Bezirksverbands Oberbayern ist, nannte Stoibers Rückzug "für die Mehrheit der Menschen schwer verständlich". Der Landtagspräsident: "Vielleicht hat er (Stoiber) etwas gemeinsam mit dem großen Franz Josef Strauß, der vom Naturell her auch oft ein Zauderer und Zögerer war." Stoiber sei ein Mensch, der vieles abwäge. "Das ist oft ein Vorteil, kann mitunter aber auch zu falschen Schlussfolgerungen führen."

Auch der langjährige CSU-Minister Carl-Dieter Spranger hat Stoiber scharf kritisiert. "Er hat sich freiwillig aus Berlin abgemeldet und damit seine Autorität als CSU-Chef und damit die CSU beschädigt", sagte Spranger dem Hamburger Magazin "stern". Der ehemalige Entwicklungshilfeminister nannte Stoibers Verzicht auf das Amt des Bundeswirtschaftsministers "eine Flucht aus der Verantwortung für Deutschland in einer schwierigen Zeit". Diese Entscheidung sei "mit den Pflichten und der Verantwortung" eines CSU-Vorsitzenden nicht vereinbar. (APA/dpa)