Jerusalem - Die radikale
Palästinenser-Organisation Hamas, die Israels Existenzrecht
bestreitet, hat erstmals Bereitschaft zu Verhandlungen mit Israel
nach den palästinensischen Wahlen im kommenden Jänner erkennen
lassen. Hamas-Führer Mahmoud Zahar sagte am Mittwoch in einem
Interview mit dem israelischen Rundfunk, wenn Gespräche ein Mittel
seien, "unsere Gebiete zu befreien, die Freilassung der Gefangenen zu
erreichen und wieder aufzubauen, was durch die israelische Okkupation
zerstört worden ist, dann könnten wir sie tatsächlich führen". Dass
seine Organisation die Waffen niederlege, wie von Israel gefordert,
komme aber nicht in Frage, betonte Zahar. Der israelische
Außenminister Silvan Shalom reagierte ablehnend auf die Aussagen des
Hamas-Führers.
Wahlen abwarten
Der israelische Staat solle "den Palästinensern eine Chance
geben, wie Menschen zu leben", forderte Zahar. "Warten wir die Wahlen
ab, die Dinge werden nachher klarer sein". Ob es zu Verhandlungen
komme, werde von "der anderen Seite" abhängen, doch die Israelis
hätten nicht die Absicht zu verhandeln, bemerkte er. Im September
hatte Israels Verteidigungsminister Shaul Mofaz mit der "gezielten
Tötung" von Zahar gedroht und dabei auf die "Liquidierung" der
Hamas-Führer Scheich Ahmed Yassin und Abdelaziz Rantisi durch die
israelische Armee hingewiesen.
Shalom bezeichnete Zahars Aussage in einer ersten Reaktion als
Versuch, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. "Nach meiner
Einschätzung steckt dahinter das billige Bemühen, den internationalen
Druck abzuwälzen, der auf ihnen lastet. Sie bemühen sich zudem, unter
den Palästinensern mehr Zustimmung zu erhalten", sagte der
Außenminister.
Keine Störung der palästinensischen Wahlen durch Israel
Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hatte am Montag vor
dem parlamentarischen Ausschuss für Außen- und Sicherheitspolitik
erklärt, Israel werde die palästinensischen Wahlen nicht stören, auch
wenn die Hamas daran teilnehmen sollte. Sein Berater Assi Shriv
sagte, man werde keine Teilnahme der Hamas an
israelisch-palästinensischen Treffen erlauben. Hamas-Kandidaten
würden ihr Leben riskieren, sollten sie offen Wahlkampf betreiben.
Die Hamas hatte bei den Kommunalwahlen vom vergangenen Dezember und
Jänner im Westjordanland und Gaza-Streifen große Erfolge auf Kosten
der Fatah von Präsident Mahmoud Abbas verbuchen können. (APA/AFP/Reuters/dpa)