Wien - In Österreich gibt es genug Wettbewerb am Gasmarkt, betonte am Dienstag der Fachverband Gas Wärme. Dass es kaum ausländische Anbieter gebe, liege vor allem an den niedrigen Preisen des österreichischen Marktes. Auch gebe es keine - wie von Kritikern behauptet - Einschränkungen für Anbieter. Wer einen österreichischen Kunden habe, habe damit auch Zugang zum Netz, hieß es.

Kritik an den Langfristverträgen der Gasversorger will der Fachverband auch nicht gelten lassen. Diese seien ein "wichtiger Bestandteil des Instrumentariums zur Sicherung der Versorgung", heißt es in den Unterlagen zur Pressekonferenz.

Zum Vorwurf der Marktkonzentration in Österreich meinte der Verband, dass die Marktbeobachtung den Binnenmarkt und nicht nur Österreich einbeziehen müsse. "Eine Beschränkung des relevanten Marktes auf das nationale Umfeld negiert sämtliche Entwicklungen seit Inkrafttreten der Energierichtlinien und nimmt keine Rücksicht auf unterschiedliche Größenordnungen der einzelnen nationalen Versorger", betonte der Obmann des Fachverbandes Gas Wärme, Helmut Miksits, laut Unterlagen.

Regulatoren für Aufgabe der Preisbindung

Die Energie-Regulierungsbehörde E-Control hatte vor kurzem moniert, dass Verbilligungen am Gas-Weltmarkt langsamer an den Endverbraucher weitergegeben werden als Verteuerungen. Damit werde das Einkaufsrisiko der Gashändler an die Verbraucher weitergegeben. Sowohl die E-Control als auch die Bundeswettbewerbsbehörde sprachen sich dafür aus, mittelfristig die Bindung des Gaspreises an den Ölpreis aufzuheben. Schließlich orientiere sich der Preis für ein Auto oder eine Goldmünze auch nicht 1:1 am Erzpreis, so E-Control-Chef Walter Boltz. Er sprach davon, dass der Wettbewerb am heimischen Gasmarkt "nicht besonders intensiv" sei. Ein Verbot langfristiger Lieferverträge sei denkbar.

Im September lagen die Energiepreise in Österreich um 15 Prozent über dem Vorjahr, womit die Energiekosten deutlich stärker steigen als der Verbraucherpreisindex. Der Gaspreis legte jedoch "nur" um 6,2 Prozent zu, hieß es. Die höchsten Steigerungsraten gab es bei Heizöl (plus 40 Prozent).

Verband verteidigt Preisbindung

Durch die Möglichkeit, Gas durch Erdöl zu ersetzen, hänge der Gaspreis direkt von der Entwicklung des Ölpreises ab, betonte am Dienstag der Fachverband Gas Wärme. In den USA und in Großbritannien liege das an den Wechselbeziehungen zwischen den beiden Konkurrenz-Energien, in Kontinentaleuropa und Asien dagegen an festgeschriebenen Preisformeln in den Lieferverträgen. Diese unterschiedliche Vorgangsweise liege an den Strukturen der Gasmärkte. In Kontinentaleuropa gebe es vor allem eine Vielzahl kleinerer Anbieter und überproportional hohe Aufwendungen zu Projektbeginn.

Verbands-Geschäftsführer Michael Mock warnte deshalb ausdrücklich vor einer Entkoppelung der Gaspreise vom Ölpreis. Dies würde zu bei weitem höheren Schwankungen bei den Gaspreisen führen und nicht automatisch eine Verbilligung bedeuten, wie die Beispiele USA und Großbritannien zeigten. Die Gaspreise in Österreich seien durchschnittlich ohnehin geringer als in Italien und Deutschland. Weiters wies der Verband am Dienstag darauf hin, dass einige Gasgesellschaften, wie die Wien Energie, kein Geld mit dem Gasverkauf verdienen würden.

Mock betonte, dass man den Wettbewerb in Österreich nicht daran messen dürfe, wie viele Kunden täglich den Betreiber wechseln, wie dies die Energie-Regulierungsbehörde E-Control tue. Dass in Österreich wenig ausländische Anbieter am Markt seien, liege eben an den günstigen Preisen hierzulande. Man dürfe auch nicht vergessen, dass der heimische Gasmarkt ein "Zwerg" im internationalen Vergleich sei. Der Verband ließ aber durchblicken, dass er sich eine kontinuierliche Preissenkung bei gleichzeitiger Zusicherung der weiteren Preisbindung des Erdgases an Öl vorstellen könne.

Zukunftsmarkt Kfz-Verkehr

Einen Zukunftsmarkt sieht der Verband im Bereich Kfz-Verkehr. "In Wien könnten wir mit unserem Netz schätzungsweise 30 Prozent des Kraftstoffverbrauches des Verkehrs abdecken", so Verbandsobmann Helmut Miksits. Das wäre ein Ausgleich zu den erwarteten Rückgängen beim Gasverbrauch durch die steigende Nutzung von Fernwärme. Klar sei, dass sich der Energieverbrauch für den Verkehr bis 2030 verdoppeln werde. Dabei sei der Sicherheitspolster bei der Ölproduktion schon jetzt aufgebraucht.

Positiv wird auch die Nutzung von Biogas aus landwirtschaftlicher Produktion gesehen - wenn die derzeitig angedachte technische Richtlinie auch umgesetzt werde. Die E-Control hatte sich hingegen erst kürzlich sehr kritisch zu Biogas im Auto geäußert. Von dauerhaft hohen Subventionen war die Rede. Der Verband schränkte ein, dass es durch den Biogaseinsatz zu keinen Preiszuschlägen für den Endkunden kommen dürfe.

Öl weiter Nummer eins

Öl ist am Weltmarkt mit einem Anteil von 35 Prozent weiterhin die Nummer 1 bei der Primärenergie. Der Anstieg beim Ölpreis liege am rasch steigenden Bedarf bei gleichzeitig knapperen Angebot, so der Fachverband. Standen an Reservekapazitäten zu Beginn dieses Jahrtausends noch rund fünf bis sieben Millionen Fass Rohöl pro Tag zur Verfügung, so sind diese auf derzeit etwa 1,5 bis 2 Millionen Fass pro Tag zurückgegangen. Noch bedeutender für die Preisentwicklung sei allerdings die mangelnde Raffineriekapazität, insbesondere in den USA. Anders als nach den Ölpreisschocks der letzten Dekaden sei derzeit nicht zu erwarten, dass die Preise rasch fallen und sich wieder einem längerfristigen Niveau von unter 30 Dollar je Fass annähern werden. (APA)