Ankara - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sieht einen Zusammenhang zwischen den Unruhen in Frankreich und dem Verbot des islamischen Kopftuchs an französischen Schulen. Das Verbot habe dazu beigetragen, dass sich viele Migranten in Frankreich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlten, sagte Erdogan der türkischen Zeitung "Milliyet" vom Montag. Dies habe die Gewalt angefacht.

Auch in der von Staatsgründer Atatürk her laizistisch geführten Türkei ist das Kopftuch an Schulen, Universitäten und staatlichen Einrichtungen verboten. Erdogans islamisch geprägte Regierungspartei AKP wirbt für eine Lockerung des Verbots, konnte sich damit bisher aber nicht durchsetzen. Die Ehefrau und die Töchter des Premiers und AKP-Chefs tragen Kopftücher (türban - islamisches Kopftuch). Sie sind daher im Präsidentenpalast bei Staatschef Ahmet Necdet Sezer, einem früheren Höchstrichter, personae non gratae.

Der türkische Regierungschef unterstrich mit Blick auf die Krawalle in Frankreich die Bedeutung der EU-Bewerbung seines Landes für eine Verbindung zwischen der westlichen und der islamischen Welt. Die Türkei habe dieses Projekt stets verteidigt, sagte Erdogan. "Aber einige wollten nicht verstehen, vor allem die Franzosen." Damit spielte Erdogan offenbar auf die im Sommer geäußerten Bedenken der französischen Regierung gegen EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei an. (APA)