Washington - Der ehemalige US-Botschafter Richard Burt
hat die deutschen Politiker scharf kritisiert. Diese hätten
"anscheinend nicht den Status und die Führungskompetenz" früherer
Generationen, sagte er am Montag bei einem Vortrag vor amerikanischen
und deutschen Geschäftsleuten in Washington. Deutschland leide an
einer "selbstbezogenen, schmollenden und neurotischen" politischen
Kultur, erklärte Burt, der von 1985 bis 1989 Botschafter in Bonn war.
Besonders kritisch äußerte sich der Ex-Diplomat über Bundeskanzler
Gerhard Schröder: Dieser habe mit seinem Nein zum Irak-Krieg
"transatlantische Brücken verbrannt". Mit der designierten Kanzlerin
Angela Merkel werde die Chemie zwischen Berlin und Washington
sicherlich besser werden.
Seine grundsätzliche Kritik begründete Burt vor allem mit der
wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland. Notwendige Reformen
würden von Interessengruppen blockiert. Der Ex-Botschafter
prophezeite, bis zur Umsetzung tief greifender Reformen würden noch
Jahre vergehen.
Weiter erklärte Burt, die Bundesrepublik übernehme auf der
internationalen Bühne zu wenig Verantwortung. Als Beispiel nannte er
die Verhandlungen mit dem Iran, die Deutschland, Frankreich und
Großbritannien im Auftrag der EU führen. Dabei hätten Frankreich und
Großbritannien die Führung übernommen, Deutschland begnüge sich
damit, ihnen zu folgen, sagte Burt. (APA/AP)