Wien - Ob sich die Belegschaft der Rumpf-VA-Tech über das Weihnachtsgeschenk aus dem Hause Siemens freuen wird, ist offen. Fest steht, dass der deutsche Elektromulti den Verkauf der Kraftwerkssparte Hydro noch vor Weihnachten unter Dach und Fach bringen will. "Das Signing ist für 16. Dezember geplant", sagte ein VA-Tech-Aufsichtsratsmitglied dem STANDARD, da bekomme der Käufer die Zusage. Das habe Siemens in der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am vergangenen Donnerstag signalisiert.

Einberufen worden war diese auf Druck der Belegschaft, die Auskunft über die Liste jene Bietergruppen begehrte, die Zugang zum Datenraum der VA Tech Hydro bekommen haben. Selbige fiel dürr aus, wie Hydro-Betriebsratschef Siegfried Tromaier auf STANDARD-Anfrage sagt. Siemens habe weder die Zahl der Bieter genannt, noch, wie viele der Bieter nur an Teilbereichen interessiert seien.

Spannung steigt

Ob es bei der aus Wasserkraft- und kalorischen Kraftwerken sowie der Turbogeneratorenfertigung für Gasturbinen-Partner General Electric bestehenden Rest-VA-Tech, die Siemens aufgrund von EU-Kartellauflagen verkaufen muss, einen Weihnachtsfrieden geben wird, hängt maßgeblich davon ab, wer den Zuschlag bekommt.

"Die Allianz ist nicht unsere bevorzugte Variante", stellt Tromaier klar. Er sieht bei einem allfälligen Zuschlag an die Allianz Capital Partners, die als Minderheitsbeteiligte die Soravia-Gruppe an Bord hat, den Standort Weiz gefährdet - trotz 18-monatiger Beschäftigungsgarantie. Denn der Allianz fehle es als Aktionär des Siemens-Konzerns an Distanz. Man befürchtet, Siemens könnte mitreden und strategische Entscheidungen bei der Hydro beeinflussen.

In dem Fall erwartet man in der Anlagenbaubranche, dass VA-Tech-Partner General Electric seine Turbogeneratorenfertigung abzieht und hunderte Jobs gefährdet sind. Dass die Allianz bei Siemens als "Ass im Ärmel" gehandelt wird, der auch kauft, wenn alle anderen Bieter abspringen, verstärkt diesen Eindruck.

Unter Beobachtung

Ein entscheidendes Wort mitreden wird dabei der von Siemens in Absprache mit den EU-Wettbewerbsbehörden engagierte Treuhänder, Michael Hubmann vom Bankhaus Sal.Oppenheim. Er muss sicher stellen, dass VA Tech Hydro an einen starken Eigentümer verkauft wird, sodass sie wettbewerbsfähig bleibt.

An Ernsthaftigkeit dürfte es der Allianz jedenfalls nicht mangeln: Deren Österreich-Vorstand Wolfram Littich, hat sein VA-Tech-Aufsichtsratsmandat bereits zurückgelegt.

"Unsere große Hoffnung ist Cross Industries", hält der VA-Tech-Betriebsrat mit seinem Wunschkandidaten, die um die KTM-Eigner Stefan Pierer und Rudolf Knünz, UIAG, Porr und Ex-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl versammelten Investoren, nicht hinterm Berg. Bei ihnen sieht er den Erhalt der rund 800 Arbeitsplätze in der oststeirischen Elin-Stadt am ehesten gewährleistet.

Aus dem Rennen ist, wie berichtet, die A-Tec Industries des Mirko Kovats. Wegen fehlendem Finanzierungskonzepts, wie in Siemens-Kreisen bestätigt wird. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 08.11.2005)