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Konferenz an den Salzburger Landeskliniken: damit Kinder und Karriere nicht mehr im Widerspruch stehen.
Foto: APA/dpa/Holger Hollemann
"Was als Vater oder Mutter gelernt wird, wirkt stärker als jedes Seminar", sagt Johannes Pfaffenhuemer, Unternehmensberater mit Schwerpunkt Audits zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vor drei Jahren hat er eine solche Überprüfung an den Salzburger Landeskliniken (SALK) mit rund 4700 MitarbeiterInnen gemacht - dies, nachdem im Jahr 2000 ein Frauenförderplan beschlossen worden war, der am vergangenen Freitag sein fünfjähriges Jubiläum sah. SALK-Personalchefin Waltraud Weissengruber hat diesen Anlass genützt, um die Wirksamkeit zu evaluieren und in Sachen gleichberechtigte Karrierechancen weiterzuarbeiten.

41 Expertinnen für Gleichbehandlungsfragen sind in die SALK bestellt, die auch in jedem Personalauswahlgespräch stimmberechtigt teilnehmen. Weissengruber: "Unsere Auswertungen haben gezeigt, dass sich auf eine Führungsposition bei uns durchschnittlich 22 Männer, aber nur drei Frauen bewerben. Wir sehen hier ein gesellschaftliches Problem, dem auch wir nicht akut Abhilfe schaffen können."

Bei den flankierenden Unterstützungen ist sie aber schon weit gekommen: Teilzeit steht grundsätzlich allen offen, rund 30 Prozent machen davon Gebrauch. Von zusammen 1404 Teilzeitbeschäftigten sind 93 Prozent Frauen. Der betriebseigene Kindergarten ist von 6.00 bis 19.00 Uhr geöffnet und kostet 65 Euro im Monat. Es gibt dort auch Kleinkindgruppen.

Das ist im bundesweiten Vergleich ungewöhnlich, denn erwerbsfreundlich in puncto Öffnungszeiten und Betreuungsangebot ist laut jüngster Untersuchung der Arbeiterkammer lediglich ein Drittel der vorhandenen Kindergartenplätze in Österreich. Betreuung für Kinder unter drei Jahren ist überhaupt Mangelware, Österreich rangiert mit nur zehn Prozent Deckung hier am Europa-Schluss.

Nachwuchs-Führungskräftetrainings mit besonderer Berücksichtigung von Frauen und Karrierecoaching sollen an den SALK demnächst etabliert sein.

Ende des "Einzelkämpferinnentums"

"Sich stärken, sich vernetzen" war das Motto des Vortrags von Ingrid Kösten (WomanSuccess), die das Auditorium zum Ende des "Einzelkämpferinnentums" aufrief und praktische Anleitungen für professionelles Networking gab. "Pulsierende Informationsgeflechte", so Kösten, seien ein zentraler Karrierefaktor, da "Know-who" mittlerweile so bedeutend sei wie "Know-how".

Karriereplanung bedeute für Frauen Lebensplanung, allerdings würden Frauen ihre kommunikativen Stärken und ihr Können im Informationsaustausch noch viel zu wenig auf professioneller Ebene einsetzen. Und: "Arbeit ist Geld wert, nicht bloß Lob", mahnt sie zum Abschied von allzu viel Bescheidenheit, die ja vor allem Frauen gut gelernt hätten.

Wirtschaftscoach und Psychotherapeutin Christine Bauer-Jelinek betonte vor allem die adäquaten Strategien für die Karrierewelt, die Frauen noch nicht ausreichend einsetzen würden. Wohl, so die Gründerin des Instituts für Machtkompetenz, hätten Frauen Strategien für die Innenwelt, die Familie, die Beziehung, den häuslichen Zusammenhalt, gut im Griff. Auf dem Marktplatz heiß umkämpfter Positionen würden diese aber oft scheitern. "Sagen, was man will, eskalieren und deeskalieren können" gehört für Bauer-Jelinek in den Werkzeugkasten zu beherrschender Machtinstrumente.

Strategie-Shift

Bauer-Jelinek sieht den Ansatzpunkt genau dort, denn: "An der Bildung und Ausbildung kann es nicht liegen, da liegen Frauen ja vorne."

Das deckt sich auch mit dem Gefühl der Österreicher bezüglich Veränderungen für Frauen in den vergangenen fünf Jahren, das die Karmasin Motivforschung abgefragt hat (Grafik: Zufriedenheit mit der Frauenpolitik): Im Bildungsbereich werden die größten Verbesserungen geortet. Bezüglich Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen wird wohl Fortschritt gesehen, dies allerdings überwiegend von den befragten Männern. (kbau, DER STANDARD, Print, 29.10.2005)