Täglich Polizeirazzien
In den betroffenen Stadtvierteln fänden tagtäglich Polizeirazzien statt. Dabei würden überwiegend junge Nordafrikaner kontrolliert, sie würden schikaniert und müssten vier Stunden auf dem Revier bleiben. Auch die Jugendlichen, die auf der Flucht in einem Transformatorhäuschen umkamen - und deren Tod Auslöser der Krawalle war -, seien in eine Kontrolle geraten. "An diesem Tag, um 16 Uhr, war Ramadan und sie wollten bei Einbruch der Dunkelheit essen und nicht vier Stunden in Polizeigewahrsam verbringen. Deswegen sind sie geflohen", sagte der deutsch-französische Europaabgeordnete.
Symbolfigur der Pariser Mai-Unruhen
"Wir haben es in den Vorstädten jeden Tag mit einer sehr gewalttätigen Situation zu tun. Vor diesem Hintergrund tritt dann der Innenminister auf und sagt: Ich räum' da auf und wer sich mir entgegenstellt, der wird weggepustet. Oder hat jemand Mumm? Natürlich gibt es genügend Jugendliche, die ohnehin in einer gewalttätigen Situation leben und sagen: Ja, natürlich haben wir Mumm und wir werden es dir zeigen, du Schwätzer", meinte die Symbolfigur der Pariser Mai-Unruhen von 1968.
Das Problem der Vorstädte sei nicht mehr so einfach mit einem Aktionsplan zu lösen, warnte Cohn-Bendit. "Sie müssen die Frage der Ghettos lösen. Das sind Ghettos, wie man sie in Deutschland gar nicht kennt. Sie müssen die Frage der Jugendarbeitslosigkeit lösen, die viel, viel größer ist als in Deutschland." Es gebe Immigrantenfamilien, die seit zwei Generationen nichts anderes als Arbeitslosigkeit kennen würden. Außerdem hätten sich in diesen Stadtvierteln über Jahre hinweg Banden und Drogenringe gebildet.
"Insel der Glückseligkeit"