London - Der frühere britische Botschafter in Washington, Sir Christopher Meyer, hat den Irak-Krieg als wesentliche Ursache für das Anwachsen des Terrorismus in Großbritannien bezeichnet. In einem Zeitungsinterview, das britische Medien am Samstag als Affront gegen Premierminister Tony Blair werteten, erklärte der Spitzendiplomat: "Es gibt derzeit reichlich Beweise dafür, dass der einheimische Terrorismus zum Teil radikalisiert und angefacht wurde durch das, was sich im Irak abspielt."

Niemand könne das glaubwürdig bestreiten, sagte Meyer der liberalen Londoner Zeitung "The Guardian". Der Diplomat war nach Angaben des Blatts in die Vorbereitungen der Irak-Invasion durch amerikanische und britische Truppen direkt einbezogen. Der Ex-Botschafter, der den Feldzug zum Sturz des Regimes von Saddam Hussein seinerzeit unterstützt habe, sei bei entscheidenden Beratungen zwischen dem britischen Premierminister und US-Präsident George Bush zugegen gewesen.

Weisungen

Der Diplomat gab das Interview im Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Buches über seine Washingtoner Amtszeit. Er berichtet darin unter anderem, das Londoner Foreign Office sei der Kriegsplanung kritisch gegenüber gestanden. Das Außenministerium sei deshalb von Blair umgangen worden. In den 18 Monaten vor Kriegsbeginn habe er als britischer Botschafter in Washington seine Weisungen fast ausschließlich direkt vom Premierminister bekommen.

Blair hat bisher einen Zusammenhang zwischen dem Irak-Krieg und den Terroranschlägen am 7. Juli in London, bei denen vier britische Muslime 52 weitere Menschen mit in den Tod rissen, stets bestritten. Ein Sprecher des Premierministers lehnte nach BBC-Angaben eine direkte Stellungnahme zu den Äußerungen des Ex-Botschafters ab. Blairs Büro sei nicht dafür da, den Verkauf von Büchern zu fördern, erklärte der Sprecher. (APA/dpa)