Rom/Bagdad – Der italienische Geheimdienst hat die USA vor dem Irakkrieg darauf hingewiesen, dass ein Dossier über eine irakische "Niger-Connection" zur Beschaffung von Uran eine Fälschung sei. Das sagte Senator Massimo Brutti am Donnerstag, nachdem der italienische Geheimdienstchef Nicolo Pollari vor seinem Ausschuss Rede und Antwort gestanden hatte.

Pollari hatte die Sitzung selbst beantragt, nachdem Medien berichteten, der italienische Geheimdienst habe die Fälschungen verbreitet. US- Präsident George Bush hatte im Jänner 2003 in seiner Rede zur Lage der Nation auf irakische Versuche verwiesen, sich Uran für den Bau von Atomwaffen zu beschaffen.

FBI: Gefälschte Uran-Dokumente nicht politisch motiviert

Die gefälschten Dokumente über eine angebliche "Niger-Connection" des entmachteten irakischen Staatschefs Saddam Hussein zur Beschaffung von Uran hatten nach Ermittlungen der US-Bundespolizei FBI einen finanziellen Hintergrund und keinen politischen. Das FBI äußerte sich zu der Angelegenheit nicht, bis italienische Medien in dieser Woche über einen Brief von FBI-Direktor Robert Mueller an die Regierung in Rom vom Juli berichteten.

Die so genannte Niger-Connection, die die Demokraten im US-Kongress dazu veranlasste, sich dem harten Irak-Kurs der Regierung von Präsident Bush anzuschließen, hatte sich zur Erheiterung des seinerzeitigen UNO-Chefinspektors Hans Blix als extrem plumpe Fälschung erwiesen. Auf einem Schreiben, das den Handel zwischen Bagdad und Niamey "beweisen" sollte, fand sich die Unterschrift des Außenministers von Niger mit Datum 10. Oktober 2000. Der Politiker gehörte aber schon seit Jahren nicht mehr der Regierung in Niamey an. IAEO-Mitarbeiter konnten feststellen, dass auch eine Unterschrift des Präsidenten von Niger gefälscht worden war.

Fälschung

Zweijährige Ermittlungen hätten ergeben, dass die Dokumente tatsächlich gefälscht gewesen seien und einen kriminellen, finanziellen Hintergrund gehabt hätten, sagte FBI-Sprecher John Miller in Washington unter Hinweis auf den Brief Muellers. Wie die Bundespolizei zu ihren Erkenntnissen gelangte und welche Personen an der Fälschung beteiligt waren, sagte er nicht. (Reuters, AP, AFP, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.11.2005)