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Spitzer lieferte ein Infrarotbild einer bekannten Region.

Foto: REUTERS/NASA

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Sterne, Galaxien und Artefakte samt ihrem Licht herausgefiltert, blieb das Leuchten der ersten Sterne.

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London - Ein US-amerikanisches Astronomenteam hat nach eigener Darstellung erstmals den schwachen Schimmer der allerersten Sterne im Universum beobachtet. Die Forscher filterten den Milliarden Jahre alten Nachschein aus der allgegenwärtigen Infrarot-Hintergrundstrahlung heraus, wie sie Donnerstag im britischen Wissenschaftsmagazin Nature berichteten.

Die Gruppe um Alexander Kashlinsky vom Goddard Space Flight Center der US-Raumfahrtbehörde Nasa in Greenbelt im Bundestaat Maryland wertete dazu Aufnahmen des Spitzer-Weltraumteleskops aus. Die ersten Sterne im Kosmos haben sich der gängigen Theorie zufolge vor etwa 13,5 Milliarden Jahren gebildet, rund 200 Millionen Jahre nach dem Urknall. Diese längst erloschenen Sonnen lassen sich zwar mit keinem existierenden oder geplanten Teleskop direkt beobachten, sollten sich jedoch über ihre damals ins All gestrahlte Energie nachweisen lassen. Diese Energie ist Teil der kosmischen Hintergrundstrahlung, die das Universum erfüllt. Allerdings haben auch alle jüngeren Sterne zu diesem Infrarot-Hintergrund beigetragen.

Herausgefiltertes Glimmen

Alle Versuche, den schwachen Schimmer der frühesten Sterne zu isolieren, waren bisher gescheitert. Das US-Team hat nun mit großer Sorgfalt den Beitrag aller anderen Sterne und Galaxien entfernt. Die verbleibende, ungleichmäßig verteilte Infrarotstrahlung zeigt nach Meinung der Wissenschafter die Verteilung der ersten Sterne im All. Die zweite Möglichkeit: Das eingefangene Licht könnte von heißen Gasen ausgegangen sein, die von den ersten schwarzen Löchern geschluckt wurden.

Jedenfalls stelle das herausgefilterte Glimmen den Beginn allen kosmischen Leuchtens dar. Sollte es tatsächlich von den ersten Sternen stammen, so müssen diese etwa hundertmal mehr Masse als unsere Sonne gehabt haben, viel heißer gewesen sein und wesentlich heller geleuchtet haben. Allerdings nur sehr kurz: Jeder dieser Sterne dürfte maximal ein paar Millionen Jahre gebrannt haben.

Ursprung des Lebens

Was die ersten Sterne am interessantesten macht, ist der Umstand, dass sie die Initiation für eine lange Kettenreaktion gegeben haben müssen, aus der sich schließlich alles Leben, das wir kennen, entwickelt hat. "Diese Sterne haben die ersten Galaxien mit schwereren Elementen ausgefüllt, die essenziell waren für die Produktion von Biomolekülen", erklärte Alexander Kashlinsky. Sollte es bei der nun folgenden Analyse des Sternenlichts - über technische Verfahren können vielleicht Rückschlüsse auf die Art der Elemente gezogen werden - möglich sein, die Qualität der ersten Sterne zu bestimmen, so könnten diese Daten bisherigen Theorien über die Entstehung von Leben entweder bestätigen oder widerlegen.

Gelungen ist den Forschern der Schnappschuss über eine zehnstündige Beobachtung einer "Draco" genannten Sternenkonstellation durch Spitzers Infrarotkameras. Diese belichtete in einem für menschliche Augen nicht sichtbaren Spektrum. Heraus kam ein Infrarotbild, in dessen Vordergrund das Leuchten der dort bekannten Objekte zu sehen ist. Nachdem alle vordergründigen Lichtwellen von bekannten Sternen, Galaxien und Masseartefakten herausgefiltert, somit quasi die Beiträge für die jüngere Hintergrundstrahlungen entfernt worden waren, kam das erste kosmische Leuchten ans irdische Tageslicht. (fei, DER STANDARD, Print, 4.11.2005)