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Moslemische Äthiopier nutzen nach den gewaltsamen Ausschreitungen die kurze Ruhephase, um das Ende des Fastenmonats Ramadan zu feiern.

Foto: REUTERS/Str
Addis Abeba – In Äthiopien haben sich die Unruhen am Freitag ausgeweitet. Einwohner des 400 Kilometer nördlich gelegenen Ortes Dessie berichteten, Studenten hätten Steine auf die Polizei geworfen. In Addis Abeba kam es den vierten Tag in Folge zu Ausschreitungen. In der Stadt Bahar Dar griffen Demonstranten einen Bus mit 20 europäischen Urlaubern an. Die Proteste richten sich gegen einen angeblichen Wahlbetrug der Regierung von Premier Meles Zenawi bei der Parlamentswahl im Mai. Seit Montag kamen 42 Menschen ums Leben.

Internationale Beobachter warnen indes davor, dass die Spannungen zwischen Äthiopien und Eritrea um den Verlauf der Grenze wieder zu einem Krieg eskalieren könnten. Von 1998 bis 2000 lieferten sich die Länder einen Krieg, in dem 70.000 Menschen starben. Äthiopien weigert sich seit drei Jahren, die Entscheidung einer unabhängigen Kommission zum Grenzstreit anzuerkennen, obwohl es sich dazu verpflichtet hat.

Bis tief in die Pufferzone werden nun militärische Verbände verschoben, auch Panzertruppen und Luftabwehrbatterien. Die Destabilisierung begann Anfang Oktober, als Eritrea den UN-Truppen den Einsatz von Helikoptern verweigerte – ein Verstoß gegen den Waffenstillstandsvertrag. Der Streit geht um das Gebiet Badme, das nun zu Eritrea gehört. Bei Badme hatte 1998? der Krieg begonnen. Der Sicherheitsrat hat am Freitag den UNO-Botschafter Kenzo Oshima in die Grenzregion geschickt. (Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.11.2005)