Moskau - Russland bemüht sich um einen Durchbruch im Atomstreit mit dem Iran. Derzeit liefen Gespräche über ein russisch-iranisches Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion atomarer Brennstoffe, sagte am Donnerstag ein Vertreter der russischen Atomenergiebehörde. Die Pläne seien aber noch sehr vorläufig. Eine Umsetzung würde Jahre dauern.

Ein EU-Diplomat sagte, dieser Vorstoß entspreche im Grundsatz den Vorstellungen des Chefs der UNO-Atombehörde IAEA bzw. IAEO, Mohamed ElBaradei, der multinationale Joint Ventures als Lösung des Konflikts vorgeschlagen hatte. Auch Südafrika, das jüngst eine ähnliche Überlegung präsentiert hat, sei mit im Boot bei den Gesprächen.

Der Streit um das iranische Atomprogramm war im Sommer eskaliert, als die Islamische Republik entgegen einer Vereinbarung von 2004 vorbereitende Arbeiten zur Uran-Anreicherung wieder aufgenommen hatte. Angereichertes Uran kann zum Bau von Atombomben oder zur Erzeugung von Atomstrom verwendet werden. Die USA und Europa werfen dem Iran vor, hinter dem Deckmantel der zivilen Nutzung nach Atomwaffen zu streben. Die Regierung in Teheran bestreitet dies.

Überzeugungsarbeit

Nach dem russischen Plan soll Diplomaten zufolge ein Gemeinschaftsunternehmen entstehen, das Uran anreichert und die atomaren Brennstoffe dann weltweit verkauft. Russland und der Iran wären je zur Hälfte beteiligt. Im Iran solle Uran in der Atomanlage Isfahan in das Gas Uran-Hexafluorid (UF6) umgewandelt werden. Dies könne dann nach Russland transportiert und dort angereichert werden. "Russland betrachtet dies als potenziell sehr vielversprechend, aber alle Seiten - der Iran, die Europäische Union und andere - müssen noch überzeugt werden", sagte der Vertreter der russischen Atomenergiebehörde. Russland hat für den Iran bereits einen Atomreaktor gebaut und ist wiederholt als Vermittler im Atomstreit aufgetreten.

Der neue russische Vorschlag zielt Diplomaten zufolge darauf ab, eine weitere Verschärfung des Atomstreits zu verhindern. Zudem könnte die Islamische Republik damit ihr Gesicht wahren, weil sie nicht gänzlich auf eigene Nukleartechnik verzichten müsste. Einen EU-Kompromissvorschlag, der wirtschaftliche Anreize im Gegenzug für die Aufgabe des Atomprogramms vorsah, hatte die Regierung in Teheran im Sommer abgelehnt.

Am Mittwoch hatten Diplomaten erklärt, dass der Iran ungeachtet aller internationaler Kritik ab kommender Woche in Isfahan erneut Uran umwandeln wolle. Die IAEA sei darüber bereits informiert. Die USA erklärten, dies würde den Iran international noch weiter isolieren. (APA/Reuters)