Die Polizei registrierte an drei Orten Schüsse auf Beamte und Einsatzkräfte der Feuerwehr, durch die niemand verletzt wurde. "Vier Kugeln wurden abgefeuert", sagte Jean-Francois Cordet, als Präfekt der oberste Regierungsvertreter in der betroffenen Region Seine-Saint-Denis. Zwei Schüsse galten demnach in La Courneuve Beamten der Sicherheitskräfte. In den Vorstädten Noisy-le-Sec und in Saint Denis wurde je ein Schuss auf Mitarbeiter der Feuerwehr abgegeben. Cordet machte keine Angaben dazu, welche Waffen benutzt wurden. Örtlichen Medien zufolge wurden in La Courneuve Hülsen von Gewehrpatronen gefunden.
Polizei befürchtet Verschärfung der Lage
Vertreter der Polizei nannten die Situation dramatisch. "Das ist sehr ernst und wir befürchten, dass die Ereignisse heute Nacht noch schlimmer werden", sagte der Generalsekretär der Polizeigewerkschaft UNSA, Francis Masanet. Ein anderer Gewerkschaftsvertreter sprach sogar von einem Bürgerkrieg. Er forderte Sarkozy auf, eine nächtliche Ausgangssperre zu verhängen, damit die Gewalt nicht außer Kontrolle gerate. Kritik an der Polizei
Die meisten Randalierer stammen aus eingewanderten afrikanischen Familien. Sie sind arbeitslos ohne Aussicht auf eine Beschäftigung und fühlen sich von der französischen Gesellschaft ausgeschlossen. "Es liegt an der Polizei, dass sich das so entwickelt", sagte ein schwarzer Jugendlicher in Bobigny. "Sie gehen viel zu brutal vor. Das ist nicht ihre Aufgabe."
Sarkozy hatte für die Nacht zu Donnerstag zusätzliche 2000 Polizisten in die Vorstädte geschickt, um die Unruhen zu unterbinden. Cordet zufolge wurden während der Straßenschlachten vier Polizisten und zwei Feuerwehrmänner verletzt. Einer von ihnen erlitt Verbrennungen im Gesicht, als er von einem Brandsatz getroffen wurde. 29 Menschen wurden den Angaben zufolge festgenommen, davon blieben vorerst 23 in Gewahrsam.
Alltag beeinträchtigt
Die Ausschreitungen beeinträchtigten zunehmend auch das Alltagsleben in den Vorstädten. "Wir gehen deswegen nicht zur Schule", sagte eine Jugendliche aus Blanc-Mesnil. "Die ganze Luft ist verpestet, wir können nicht einmal richtig atmen und ich habe Asthma." In Bobigny fegten Mitarbeiter eines Supermarktes die Scherben zusammen, die von der Randale zeugten. "Wenn das so weitergeht, muss ich meinen Laden zumachen", sagte ein Schuster. "Die Leute haben Angst und kommen nicht. Normalerweise sind um diese Zeit hier viele Menschen unterwegs." Villepin berät mit Abgeordneten aus den Vorstädten
Ministerpräsident Dominique de Villepin beriet mit Abgeordneten aus den Unruhe-Vierteln über die Gewalt. Nach einem offenen Streit über die angemessene Reaktion auf die Gewalt demonstrierte er zudem durch ein Arbeitsessen mit Sarkozy Einigkeit. Beide Politiker gaben danach keine Erklärung ab. Sarkozy hatte ein Vorgehen ohne Toleranz gegen die Krawalle gefordert. Villepin hatte sich dagegen von dessen Äußerung über die Randalierer distanziert und betont, die betroffenen Wohngebiete dürften nicht stigmatisiert werden.