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Eine erschreckende Diagnose muss hier und heute an die Öffentlichkeit gebracht werden: Die Schlafzimmer sind zu Kühlkammern geworden, in denen die Lust erfriert, statt sich zu voller Blüte zu entfalten. Vom Druck der Leistungsgesellschaft und von vielfältigen zivilisationsbedingten Neurosen geschwächt, haben wir zu lieben verlernt; Erfüllung finden wir nicht länger zwischen den Laken, sondern beim Fernsehen, Shoppen und Heimwerken. Das führt nicht nur zu volkswirtschaftlichen Schäden, wenn wir aufgrund der niedrigen Geburtenrate bereits mittelfristig unseres Wohlstands verlustig gehen. Auch der Gefühlshaushalt jedes Einzelnen wird durch den sexuellen Notstand in Mitleidenschaft gezogen; Reizbarkeit und schlechte Laune sind die Folge - zu Hause, in der U-Bahn, am Arbeitsplatz.

Da sei James Brown vor. In seinem beliebten Lied Get Up (I Feel Like Being A) Sex Machine formuliert "Mr. Dynamite" eine klare Handlungsanweisung, wie diese Krise zu beheben ist. Nicht - hier wird der Song häufig missverstanden - durch Gebrauch von Hilfsmitteln wie Vibrator, Penispumpe und Seemannsbraut, kleinen Sexmaschinen also. Nein, Brown fordert einfach, die Liebe wieder zur Hauptbeschäftigung, ja zum Daseinszweck zu machen und sich ihr mit der Präzision und Leistungskraft einer Maschine zu widmen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.11.2005)