Meine Initiation in die Welt der Duftkerzen basiert auf einem Irrtum: Wieder einmal war Geburtstag. Meiner. Und zeitlebens daran gewöhnt, reich beschenkt zu werden, nahm ich nebst den Maserati-Quattroporte-Schlüsseln und der Fernsteuerung für die Einfahrt zum Beverly-Hills-Retro-Schloss meiner Wahl auch ein kleines mittelgewichtiges, der damaligen Mode entsprechend, in schwere asiatische Seide gewickeltes Päckchen entgegen und war recht entzückt, hinter dem Schnöselpackpapier das Logo eines weltbekannt stilsicheren Modeschöpfers zu entdecken.
Format und Gewicht sprachen gegen eine Krawatte, Schuhe hätten nie reingepasst. Und also war ich mir ganz sicher: Kosmetik, mein erster Anti-aging-moisturizing-antiseptic-Sanitizer! Verzückt sah ich der recht ansehnlich blonden Beschererin die vermeintliche Anspielung auf meine Augenringe nach. Der Spiegel am Morgen danach bestätigte den Handlungsbedarf. Allein, die Creme erigierte einen Docht unter dem Schraubverschluss und outete sich als Kerze. Jetzt steht sie am Klo und ich bin sicher, dass sie toll duftet, wenn ich sie irgendwann entflammen werde.
Contra---
Von Christoph Winder
Auf einen knappen Nenner gebracht, ist die Duftkerze nichts anderes als der dickere Vetter des gemeinen Räucherstäbchens (Fäulus maximus), mit dem die Jugend der Sechziger die Wohnungen ihrer Eltern verstank und die Beziehungen zwischen den Generationen über Jahre vergiftete. Im Zeitalter einer omnipräsenten Wellnessphilosophie mag sich das Medium der Duftverbreitung so verändert haben wie die Duftnoten selbst (Zitronengras statt Moschus, Grapefruit statt Sandelholz). Die Belästigung ist freilich die gleiche geblieben und umso impertinenter, als das Wegriechen meist schwerer fällt als das Wegsehen oder sogar das Weghören.