Ist ein Politiker, der am 8. Mai 2004 den Untergang des Dritten Reiches mit einer "Heldenehrung" begeht, im Fackelschein und umringt von schlagenden Burschenschaftern, "derzeit sicherlich im Verfassungsbogen"? Der dort von der "Schieflage der derzeitigen Geschichtsauffassung" sprach? Laut Nationalratspräsident Andreas Khol schon. Heinz-Christian Strache hat somit zum Nationalfeiertag 2005 (60 Jahre Befreiung von den NS-Verbrechen) das Khol'sche Gütesiegel erhalten. Aber genau dieselben Leute, die nun die "neue" FPÖ dominieren, bildeten ja den Kern der "alten" FPÖ unter Jörg Haider, selbst notorischer Verharmloser des Dritten Reiches. Das hat die ÖVP unter Schüssel und Khol nicht gestört, warum sollte sie die "neue" Strache-FPÖ stören? Tatsächlich erklärt nun auch der Tiroler ÖVP-Landeshauptmann Herwig van Staa, man solle "nie etwas ausschließen", nämlich eine Koalition mit der "neuen" Strache-FPÖ. Denn die ÖVP braucht einen neuen Koalitionspartner. Noch will man das angesichts des Fiaskos mit Haider nicht glauben.Aber angesichts historischer Erfahrung halten wir es vorsichtshalber für möglich: Heinz-Christian Strache kann mit der ÖVP Vizekanzler werden. (DER STANDARD, Print, 3.11.2005)