Einer der engsten Ministervertrauten von Tony Blair war in dubiose Geschäfte verwickelt
Redaktion
,
Mit David Blunkett ist am
Mittwoch einer der engsten
Vertrauten Tony Blairs aus
dem britischen Kabinett ausgeschieden, "Nur zögernd", so
ein Sprecher, habe der Premier den Rücktritt seines
Arbeitsministers angenommen. Jahrelang ließ sich der
Mann kaum wegdenken aus
Blairs Regierung. Blunkett war
von Kindheit an blind, er
wuchs in bitterer Armut auf.
Dennoch biss er sich durch,
studierte, machte Karriere bei
der Labour-Partei, wo der
Arbeitersohn die Rolle des sozialen Gewissens spielte.
1997, als Blair die Parole
"education, education, education!" ausgab, bekam Blunkett
das Bildungsressort. 2001
wurde er Innenminister. Und
als er vor elf Monaten seinen
Hut nehmen musste, ahnten
alle schon, dass die Zwangspause nicht von Dauer sein
würde. Wie in einer Bananenrepublik hatte der 58-Jährige
der philippinischen Hausangestellten seiner US-
Geliebten Kimberley Quinns ein Visum besorgt.
Unter Tränen trat er zurück,
doch schon Monate später feierte er ein Comeback.
Im April trat Blunkett in den
Vorstand eines Gentechnik-
Unternehmens ein, das nicht
unberechtigt auf lukrative
Aufträge aus Regierungsetagen hoffte. Für seine Tipps
wurde Blunkett mit
einem Anteilspaket entlohnt.
Zum Politikum wurde der
Fall erst, als er sein drittes Ministeramt übernahm. Am 6.
Mai quittierte er seinen Vorstandsposten, aber seine Firmenanteile verkaufte er nicht.
Das Paket, das er für 22.000
Euro bekam, ist heute das
Zwanzigfache wert. Die Crux
dabei ist, dass der Besitzer einem Kabinett angehört, das
maßgeblich über Wohl oder
Wehe der DNA-Tester entscheidet. "Ausgerechnet David!", stöhnt Blunketts Biograf
Stephen Pollard: Just ein
Mann, der berühmt war für
seine Ehrlichkeit, könne nun
offenbar richtig und falsch
nicht mehr unterscheiden. (DER STANDARD, Print, 3.11.2005)
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