Berlin - Die Nominierung des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck zum neuen SPD-Vorsitzenden ist bei den deutschen Sozialdemokraten flügelübergreifend begrüßt worden. Die Parteirechte setzte unterdessen ihre scharfen Angriffe auf die Sprecherin der Parteilinken Andrea Nahles fort, deren Nominierung zur Generalsekretärin den Rückzug von Franz Müntefering vom Parteivorsitz ausgelöst hatte.

Lob für Platzeck

Die SPD habe mit der raschen Benennung Platzecks einen richtigen und wichtigen Schritt nach vorn gemacht, sagte der Sprecher des konservativen "Seeheimer Kreises", Johannes Kahrs, am Mittwoch in der ARD. Der zum linken Parteiflügel zählende designierte niedersächsische Landesvorsitzende Garrelt Duin lobte die Dialogfähigkeit Platzecks. Er hoffe, dass dieser nun eine breite Mehrheit bei der Wahl erhalte, sagte Duin im Deutschlandfunk. Platzeck müsse aber dafür sorgen, dass die gesamte Partei in den kommenden Jahren bei Entscheidungen eingebunden werde.

Kein Übergangskandidat

Zuvor hatten bereits der scheidende SPD-Chef Franz Müntefering und der stellvertretende Bundestagspräsident Wolfgang Thierse die Nominierung Platzecks begrüßt. Thierse sagte in der ARD, Platzecks Wahl sei ein Zeichen der Verjüngung. Der Vorsitzende der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, Martin Schulz, lobte die Integrationsfähigkeit Platzecks. Dieser sei kein Übergangskandidat auf dem Posten. Ähnlich äußerte sich auch Duin.

CDU und CSU äußern sich positiv

Auch nach Auffassung führender Politiker der Union (CDU/CSU) dürfte die Wahl Platzecks eine große Koalition von Union und Sozialdemokraten stabilisieren. Der Regierungschef von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer (CDU), sagte dem Deutschlandradio Kultur am Mittwoch, Platzeck sei gut für die große Koalition und könnte in dieser eine stabilisierende Rolle spielen.

"Ein stabiler Partner"

Böhmers Thüringer Kollege Dieter Althaus (CDU) erklärte im NDR: "Ich gehe davon aus, dass Matthias Platzeck mit seiner Erfahrung als Ministerpräsident von Brandenburg dazu beiträgt, dass auch die SPD in dieser Koalition ein stabiler Partner ist". Insofern hoffe er auf Kontinuität. Böhmer wie Althaus ließen Kritik an der Entscheidung von Bayerns Regierungschef Edmund Stoiber anklingen, nun doch nicht als Wirtschaftsminister nach Berlin zu gehen. Der parlamentarische Geschäftsführer der Union, Norbert Röttgen, forderte nach den überraschenden Personalentscheidungen der vergangenen Tage eine Rückkehr zu Sachfragen, um die Akzeptanz einer großen Koalition nicht zu gefährden. (APA/Reuters)